„Ich gebe mir die Schuld“

Frank, 46, brachte das Virus mit nach Hause. Erst steckten sich seine Eltern an, dann die ganze Familie. Besonders schwer erkrankte sein Vater, er wäre fast gestorben

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Einer von #50Survivors

Mein Vater ist durch das Coronavirus zu einem alten Mann geworden. Er ist nahezu bewegungsunfähig, schwach, hilflos. Ihn so zu sehen, macht mir schwer zu schaffen. Ich denke mir: Wäre er gestorben, wäre ich dafür verantwortlich gewesen. So muss ich jetzt mit den schlimmen Folgen leben, die die Erkrankung für ihn hat. Vom Kopf her weiß ich, dass ich nichts dafür kann – nur mein Herz sagt mir was anderes. Denn ich war es, der das Virus ins Haus gebracht hat, zu meinen Eltern.

Angesteckt habe ich mich höchstwahrscheinlich bei meiner Hausärztin, ohne es zu bemerken. Ich war zu einer Vorsorgeuntersuchung da und nahm das Virus aus der Praxis mit nach Hause. Erst steckte ich meine Eltern an, dann meine Schwester, als sie zu Besuch kam. Sie übertrug das Virus auf meinen Schwager, meine Nichte und meine zwei Neffen. So gesehen bin ich für sie alle “verantwortlich”. Um mich selbst machte ich mir dabei keine Sorgen, außer Geschmack- und Geruchsverlust hatte ich nichts. Aber ich hatte wahnsinnige Angst um meinen Vater. Die Erkrankung verlief bei ihm sehr schwer, er lag sechs Wochen im künstlichen Koma, wurde beatmet. Er hätte es beinahe nicht geschafft.

Einer von #50survivors
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