Nur tüdelig oder schon demenzkrank – wann ist Schluss mit dem Autofahren?

Wer an einer Demenz erkrankt, verliert früher oder später die Fähigkeit, Auto zu fahren. Doch wie stellt man fest, dass es so weit ist?

vom Recherche-Kollektiv Busy Streets:
7 Minuten
Ein alter Mann sitzt am Steuer eines Autos. Mit einer Demenzerkrankung verlieren die Menschen auf kurz oder lang die Fähigkeit, Auto zu fahren.

Ein 87-jähriger Mann ist auf dem Heimweg von einem Besuch bei seiner Tochter. Wegen einer Baustelle muss er einen Umweg nehmen. Beim Linksabbiegen an einer Kreuzung gerät er in den Gegenverkehr, setzt zurück, prallt gegen ein Straßenschild und fährt nach Hause. Später behauptet er, die Kreuzung sei ein Kreisverkehr.

Es sind solche Fälle, die bei Thomas Günnewig, Chefarzt der Geriatrie/Neurologie am Elisabeth Krankenhaus Recklinghausen, landen und bei denen er zu dem Schluss kommt: „Fahren können Sie nicht mehr!“ Günnewig untersucht in der Ambulanz regelmäßig Menschen mit Gedächtnisstörungen; als Verkehrsmediziner wird er immer dann eingeschaltet, wenn geklärt werden muss, ob ein Mensch den Führerschein behalten darf.

Demenz heißt nicht automatisch Fahrverbot

Die Diagnose Demenz bedeutet nicht automatisch, dass die betroffene Person nicht mehr Auto fahren kann. Bei einer leichten Demenz liege nicht grundsätzlich eine fehlende Fahreignung vor, heißt es in der ärztlichen Behandlungsleitlinie Demenzen, die auf zahlreichen wissenschaftlichen Studien basiert. Im fortgeschrittenen Stadium sieht das anders aus. Wer unter einer ausgeprägten Demenz leide, sei nicht mehr in der Lage, den Anforderungen zum Führen eines Kraftfahrzeugs gerecht zu werden, stellt die Bundesanstalt für Straßenwesen (BaST) klar.

Aus gutem Grund. Menschen mit einer Demenz haben Schwierigkeiten, sich zu orientieren, ihre räumliche Wahrnehmung und ihre Reaktionsfähigkeit sind eingeschränkt, sie können komplexe Situationen nicht mehr schnell genug erfassen – alles Fähigkeiten, die im Straßenverkehr wichtig sind.

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