Zu spät erkannt: Frauen werden in der Medizin noch immer nicht ernst genommen

Manche Erkrankungen werden (zu) spät diagnostiziert. Morbus Cushing gehört dazu. Das liegt auch daran, dass häufig Frauen betroffen sind.

vom Recherche-Kollektiv Der andere Körper:
8 Minuten
Auf einem hölzernen Tisch liegen drei Würfel, einer mit dem Symbol für Frau, einer mit einem Symbol für Mann und zwischen ihnen einer mit einem Gleichzeichen auf einer Seite und eineme durchgestrichenen Gleichzeichen auf einer anderen Seite. Ein Finger dreht diesen mittleren Würfel.

Im Frühjahr 2020 hörte Sonja E. die Worte, die für sie Schock und Erleichterung zugleich waren: „Das nächste halbe Jahr hätten Sie definitiv nicht überlebt.“ Das sagte ein Arzt zu der damals 27-Jährigen, und weiter: „Ihre Erkrankung nennt sich Morbus Cushing. Wir haben einen Tumor in ihrem Gehirn entdeckt, der zu all ihren Symptomen führt.“ Zu diesem Zeitpunkt kämpfte Sonja E. bereits seit mehr als fünf Jahren gegen eine Erkrankung, deren Namen sie nicht kannte.

Erleichterung über eine Diagnose? Für eine Erkrankung im Endstadium? Um das zu verstehen, braucht es einen genauen Blick in Sonja E.s Geschichte.

„Ernähren Sie sich gesünder, nehmen Sie ab“

Alles begann harmlos. „Ich war nie dünn“, sagt E., „aber nach der Geburt meiner Tochter nahm ich immer weiter zu.“ Sie ging regelmäßig schwimmen, ernährte sich ausgewogen. „Babypfunde“, sagten Bekannte. Die würden irgendwann von ganz allein verschwinden. Aber Sonja E. war auch ständig müde, gereizt, litt unter Schlafstörungen, jede Bewegung schmerzte; Blutuntersuchungen zeigten schlechte Leberwerte und Bluthochdruck. Die Hausärztin empfahl: „Ernähren Sie sich gesünder, machen Sie Sport und nehmen Sie unbedingt ab.“

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