Von Libyen nach Kreta – und weiter nach Deutschland: Das Dilemma um Europas Migrationssystem

Auf Kreta stranden seit Monaten tausende Geflüchtete aus Libyen. Die griechische Regierung setzt auf strenge Abschreckungsmaßnahmen: Marineschiffe patrouillieren, Asylverfahren werden ausgesetzt und Haftandrohungen ausgesprochen. Trotzdem reisen viele weiter nach Deutschland, wo sie erneut Schutz beantragen. Was hinter der neuen Fluchtroute steckt, welche Rolle die EU spielt – und warum Europas Asylsystem an seine Grenzen stößt.

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Das Bild zeigt eine große Halle, in der viele Geflüchtete dicht beieinander auf Matratzen schlafen oder auf dem Boden sitzen. Manche unterhalten sich, zwei junge Männer gehen barfuß zwischen auf dem Boden liegenden Menschen vorbei. Die Stimmung wirkt angespannt und beengt, es handelt sich um eine Notunterkunft für Geflüchtete auf Kreta.

Millionen Urlauber:innen zieht es im Sommer nach Griechenland. Beliebt sind gerade die Inseln in der Ägäis. Doch nicht nur Tourist:innen erreichen das südosteuropäische Land momentan in großer Menge: In diesem Jahr kommen wieder vermehrt Migrant:innen in Griechenland an. Dem Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen UNHCR zufolge reisten bis Mitte August mehr als 24.000 Menschen über das Mittelmeer ein. Fast die Hälfte von ihnen erreichte Kreta. Dies deutet auf eine neue Fluchtroute von Libyen direkt auf die Ferieninsel hin.

Willkommen sind die Geflüchteten in Griechenland allerdings nicht. Als im Frühsommer teils mehrere hundert Menschen täglich die Insel im Süden des Landes erreichten, reagierte die Regierung mit harten Maßnahmen. Premierminister Kyriakos Mitsotakis ließ Marineschiffe nahe der libyschen Hoheitsgewässer patrouillieren, um Schleuserboote abzuschrecken und libysche Behörden über Flüchtlingsboote informieren zu können.

Viele vor Ort bereits anerkannte Geflüchtete reisen deshalb weiter nach Deutschland und beantragen entgegen der EU-Regelung erneut Asyl. Ein Dilemma für die Behörden und die Migrant:innen zugleich.

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