Über den Schriftsteller Erich Kästner und die Bücherverbrennung durch die Nazis 1933
Im History-Podcast Über Geschichte geht es heute um Erich Kästner, den Lyriker, Moralisten und erfolgreichsten Kinderbuchautor Deutschlands. Und um die Herausforderung, über Lieblingsautoren zu schreiben.
Haben Moralisten etwas mit Moral zu tun? Nein. Der Moralist ist kein bisschen moralischer als andere Leute. Er beobachtet die Sitten, die Mores. Er beschreibt, er handelt nicht. Wie Erich Kästner. Vor 125 Jahren wurde er geboren. Vor 50 Jahren ist er gestorben
Die Geschichte eines Moralisten
Am Abend des 10. Mai 1933 nieselt es. Wahrscheinlich hat er den Mantelkragen hochgeschlagen und trägt Hut, er ist eher klein und lässig elegant. Wie er in die Menge kommt, weiß er nicht mehr. Neugierde, Faszination des Skurrilen, die Gewohnheit, alles zu beobachten und aufzuschreiben.
Das Feuer brennt erstaunlich gut. Studierende in braunen Hemden haben die Aktion ordentlich vorbereitet. Sie übergeben den Flammen die Werke von Sigmund Freud, Heinrich Mann, Erich Kästner. „Gegen Dekadenz und moralischen Verfall“. Die Gedichte und „Fabian“ verbrennen. Kästner steht in der Menge und schaut zu. Er steht starr, auch noch, als eine Frau mit dem Finger auf ihn zeigt. Dann geht er weg. Was hätte er tun sollen? Protestieren? Was hätte es gebracht?
Ein Mann gibt Auskunft
Die Bücher verbrennen und mit ihnen die Hoffnung, dass alles irgendwie gut weitergeht für Kästner. Eigentlich ist er gerade auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Erfolgreich, gelesen, gesungen, gefeiert, verfilmt und so berühmt, wie er sein wollte, mit Mitte 30. Er schreibt seine Kritiken und Gedichte nicht mehr für Tageszeitungen, sondern veröffentlicht ein Buch nach dem anderen. Im Gedichtband „Herz auf Taille“ trifft er den sachlich, pointierten Ton, der für ihn typisch wird. Mit „Emil und die Detektive“, seinem ersten Kinderbuch, stellt er die Kinderliteratur auf den Kopf. Aber er ist weit mehr als ein erfolgreicher Kinderbuchautor.
Zwischen Emil und Fabian
Carola Dorner hat sich in einem Beitrag für G/Geschichte (Ausgabe 2/2024) und in einem Interview für Spektrum.de mit Kästner beschäftigt. Im Gespräch mit Tobias Sauer berichtet sie, wie die Nazis 1933 seine Werke bei der Bücherverbrennung den Flammen übergaben und er als Beobachter machtlos danebenstand.
Quellen und Tipps für diese Episode:
Erich Kästner: Der Gang vor die Hunde, Atrium Verlag 2017
Sven Hanuschek: Keiner blickt dir hinter das Gesicht. Das Leben Erich Kästners, Hanser 2024 (erweiterte Neuausgabe)
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