Unterwegs im #MuseumderZukunft

Das Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe erprobt mit "Open Codes" radikale Besucherbeteiligung

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Filmstill: Eine Frau nimmt eine Schatulle aus einem Regal

Greifen Sie zu, sagt Christian Lölkes und zeigt auf die Obstschale, die auf einem Sideboard steht. Snacks, Getränke und Eintritt sind frei. Der 27-Jährige gehört zum Team der Ausstellung „Open Code –Leben in digitalen Welten“ im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe. Unablässig schwirrt er durch den Lichthof, der wie die Lounge eines Start-ups eingerichtet ist. Junge Leute sitzen an Tischen oder in ultramodernen Sitzecken über ihren Laptops, spielen ganz real Tischtennis oder erkunden eines von über 200 Kunst- und Wissenschaftsprojekten, die über das Areal verteilt präsentiert sind.

So ungefähr stellen sich Theoretiker das ideale partizipative Museum vor, wo Besucher:innen und Besucher den Ausstellungsraum in Besitz nehmen, oder wie Blanca Giménez es ausdrückt, „sie Teil der Ausstellung werden“. Die Kunstwissenschaftlerin aus Valencia ist eine der drei Co-Kurator:innen, die in Absprache mit ZKM-Chef Peter Weibel die ausgestellten künstlerischen Arbeiten ausgesucht haben. Das junge Team entwarf auch die Hashtag-Ausstellungsstruktur, die von #GenealogieDesCodes über #AlgorithmischeÖkonomie bis zu #GenetischerCode reicht.

Doch sind die Bereiche nicht wie üblich chronologisch oder thematisch geordnet, sondern als offenes Feld konzipiert, denn viele Themen überlappen sich: Die Videos des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung über autonome Fahrzeuge und Industrie 4.0 etwa sind mit #MaschinellesLernen, #Arbeit&Produktion und #AlgorithmicGovernanance markiert. Das irritiert anfangs, aber jeder kann sich selbst vor dem Rundgang einen Überblick verschaffen. Das Begleitheft ist eine kleine Einführung in die Komplexität der Datenwelt, auf der Webseite ist zusätzliches Material zu den einzelnen Projekten hinterlegt, die interaktive App experience_zkm wird in etwa zwei Wochen verfügbar sein. Mit einem Sonntagsspaziergang also ist diese Ausstellung nicht abgehakt.

ein großer, hoher Raum mit Sitzmöbeln
Am Sonntagmorgen sind die Tische der open HUBs noch leer, ab Mittag sitzen dort Schüler, Studierende, Softwareentwickler, Hacker, um zusammen Ideen zu entwickeln.
Ein großer, hoher Raum mit einer Tischtennisplatte.
In einem Seitenraum des ZKM-Lichthofs sollen noch Beete angelegt werden, die Tischtennisplatte steht schon.
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