Museen können Innovationszentren sein

Zur Tagung „Narrating Culture(s) in Museums and Exhibitions“ an der Leuphana Universität Lüneburg

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Kunstvoll gefertigte, ornamentale Relief-Kacheln, türkis und rot glasiert.

Wir wissen es inzwischen: Die Museen im Allgemeinen und die Ethnografischen Museen im Besonderen sind in der Krise. Da bleibt keine Gewissheit unhinterfragt, kein Begriff kommt ohne Theorie-Check davon. So stellte der Frankfurter Anthropologe Hans Peter Hahn auf der Tagung „Narrating Culture(s) in Museums and Exhibitions“ mit Blick auf die zeitweise vor dem Berliner Humboldt Forum demonstrierende afrikanische Diaspora fest, dass es Communities, die ein Besitzrecht auf Objekte hätten, nicht gebe. Verschiedenste Gruppen bezeichneten sich als Communities oder würden von anderen so genannt. Aber was heiße das eigentlich?

Der Begriff wurde zum running gag der zweitägigen Konferenz an der Leuphana Universität in Lüneburg. Das Wort ist so geläufig, dass es keiner mehr überdenkt, auch die Vortragenden nicht. Es kam ihnen immer wieder unwillkürlich über die Lippen, was für allgemeine Heiterkeit sorgte. Mit Begriffen und Denkstrukturen zu arbeiten ist die internationale Gemeinschaft gewöhnt, die sich unter postkolonialem Vorzeichen den museum studies widmet. Neue Narrative, Erzählweisen sollen gefunden werden, die europäische Perspektive ist nur noch eine unter vielen; dieser Gedanke wurde im Laufe der Tagung immer plausibler.

„Museen können Innovationszentren sein“, machte Hans Peter Hahn dem mit angehenden Kurator:innen besetzten Auditorium Mut. Die Tagung fand im Rahmen des Projekts PriMus, Promovieren im Museum, statt, das ein neues Ausbildungsmodell für Museumskuratoren testet.

Schon zuvor hatte Hans Peter Hahn einen anderen wichtigen Begriff seziert. Das ethnographische Objekt. Was heute in einer Vitrine liegt, eine Flöte oder eine Schale aus Afrika, hatte einmal eine Bedeutung, die keiner mehr genau kennt. Solche Dinge werden nicht nur zum Fragment, weil vielleicht Teile fehlen. Der ursprüngliche Kontext ist verloren gegangen. Durch wissenschaftliche Sortierung nach Material, Form oder Fundort wird der Gegenstand zum Exponat, dessen Präsentation mehr über die Arbeitsweise von Ethnologen erzählt als über das Herkunftsland.

Die Sammlung schluckt das einzelne Objekt

Handelt es sich hier allein um ein Problem der Ethnologen? Das Sortieren nach Formen, Materialien und Regionen – und ganz wichtig der Vergleich von Objekten – sind Strategien, die genauso in Kunstmuseen praktiziert werden. Und auch für Gemäldegalerien gilt, dass am Ende die Sammlung das einzelne Objekt schluckt. Die Museumssammlung werde zum superobject oder metaobject, sagte Hans Peter Hahn.

Die Idee der geordneten Sammlung, des Superobjekts, hat die bisherige Museumspraxis und dessen repräsentative Rolle erst ermöglicht. Jetzt aber, so der Wissenschaftler, gehe es darum, dass Kuratoren neue Narrative finden und das Museum zum Akteur wird und Kuratoren andere Akzente setzen.

Kunstvoll gestaltete Relief-Kachel mit Ornamenten und arabischem Schriftzug.
Kunstvoll gestaltete Relief-Kachel aus der Abteilung Islamische Kunst im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg.
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