RiffReporter eG: Das Muschelgeld

Honorare für freien Journalismus fair abrechnen

In der RiffReporter eG rechnen die Autorinnen und Autoren alle ihre Leistungen in einem selbst verwalteten System ab. Dieses bildet nicht nur die Produktion von Inhalten, sondern auch alle weiteren verlegerischen Leistungen wie Konzeptionierung, Multimedia, Redigat & Fact-Checking fair und transparent ab. Außerdem würdigt es genossenschaftliche Tätigkeiten, etwa die Mitarbeit in der zentralen AG sowie in verschiedenen Teams.

Die Grundidee einer dezentralen und kooperativen Verteilung von Einnahmen stammt von den Gründerïnnen von RiffReporter. 2021 entwickelte eine AG aus Autorïnnen das heutige Konzept und das ausgeklügelte Muschelgeld-System.

Alternativwährung Muschelgeld
Muschelketten gehören zu traditionellen Alternativwährungen - bei RiffReporter ist das Muschelgeld die Währung, in der alle Aktivitäten abgerechnet werden.

System für resilientes, flexibles Wirtschaften

Das Verteilsystem namens Muschelgeld eignet sich für alle Unternehmen und Organisationen,

  • die ein transparentes, selbst verwaltetes und gerechtes Verteilsystem anstreben
  • die mit Schrumpf- und Wachstumsprozessen flexibel umgehen müssen
  • deren Honorar-Topf nie leer, sondern immer voll sein soll
  • die mit hochflexibel tätigen Menschen zusammenarbeiten
  • die mit Menschen mit sehr unterschiedlichen Kompetenzniveaus zusammenarbeiten
  • die auf Co-Awareness in einer nichthierarchischen kooperativen Umgebung Wert legen
  • die nicht nur individuelles, sondern auch gemeinschaftliches Engagement monetär würdigen wollen

Nichthierarchische Prozesse organisieren

Die Autorenschaft der RiffReporter eG organisiert sich kooperativ und kollaborativ, nichthierarchisch und ohne Chefredaktion. Damit geht sie auf die sich oft ändernden Arbeitsbedingungen von freien Autorinnen und Autoren flexibel ein. Unterstützt wird diese flexible, dennoch verbindliche Zusammenarbeit vor allem über

  • eine laufende Kommunikation über Slack
  • das Muschelgeld im CMS
  • über ein von der Autorenschaft verwaltetes Repository namens RiffKnowHow
  • einen zentralen Newsletter der RiffReporter eG
  • das Zusammenarbeiten in Teams, die zu redaktionellen sowie Vertriebs- und Marketing-Aufgaben beitragen
  • eine AG, die Interessen der Autorïnnen bündelt und diskutiert sowie als Schnittstelle zwischen Vorstand und Autorïnnenschaft agiert

Das Muschelgeld ist einzigartig – und es hat das Potenzial, den Journalismus zu verändern. Denn wir können damit nicht nur unsere hochwertige, wichtige Arbeit hierarchiefrei unter uns aufteilen, es gelingt uns auch, die gemeinsam erzielten Einnahmen gerecht zu verteilen.

Peter Spork, Autor & Mit-Entwickler des Muschelgelds

Entwicklung des Muschelgelds

  • Das Konzept des Muschelgelds wurde 2021/22 von einem Team der AG entwickelt. Die AG war von Vorstand und Aufsichtsrat eingesetzt worden, um die Genossenschaft im Sinne der Autorenschaft kooperativ weiterentwickeln zu können.
  • Oberstes Ziel des Muschelgelds sollte es sein, die Einnahmen aus Honoraren und Lizenzen, die die Autorïnnen gemeinsam erwirtschaften, so gerecht wie möglich entsprechend des jeweiligen Einsatzes auf die Mitglieder zu verteilen.
  • Dabei sollten nicht nur individuelle Leistungen wie das Publizieren oder Redigieren von Beiträgen berücksichtigt werden, sondern auch die Übernahme gemeinschaftlicher Aufgaben wie die Einarbeitung neuer Kollegïnnen, die Bestückung der Startseite oder das Schreiben eines gemeinschaftlichen Newsletters.
  • Das Verteilsystem sollte den individuellen Einsatz leistungsbezogen, gerecht und transparent abbilden, gleichzeitig eine höhere Co-Awareness der Autorenschaft erzeugen und gezielte Anreize setzen, sich in bestimmten, strategisch wichtigen oder bislang unterentwickelten Bereichen besonders stark zu engagieren.
  • 2022 wurde das Muschelgeld-Konzept in das CMS PolyPublisher integriert und über eine Schnittstelle an das Buchhaltungssystem angebunden.
  • Anfang 2023 startete die Testphase des Muschelgelds
  • Seit Mai 2023 wird der Anteil an Honorar- und Lizenzeinnahmen, der den Autorïnnen zusteht, über das Muschelgeld-System ausgeschüttet. Trotz der großen Herausforderung erfüllt es die ursprünglichen Erwartungen.

Die Architektur des Muschelgelds

Das Konzept sieht die Einrichtung von zwei Honorartöpfen vor, auf die die monatlichen Einnahmen vor der monatlichen Ausschüttung aufgeteilt werden. Dadurch ist gewährleistet, dass zwischen den beiden zentralen Aufgabenbereichen stets eine vernünftige Balance besteht und nicht etwa zu viel oder zu wenig Arbeit in einen der Bereiche investiert wird.

  • Ein „blauer Topf“ enthält die Honorare für produktionsrelevante, journalistische Tätigkeiten: das Schreiben oder Redigieren von Beiträgen, Fact-Checking etc.
  • Ein „grüner Topf“ enthält die Honorare für gemeinschaftliche und organisatorische Aktivitäten wie die Mitarbeit in Teams oder der AG.
  • Für jede Tätigkeit erhalten Autorïnnen eine bestimmte Menge an blauem bzw. grünem Muschelgeld, die dem Aufwand und der Bedeutung der Tätigkeit entspricht. Der Wert dieses Geldes ergibt sich jeden Monat neu aus der Menge des im Topf befindlichen gemeinschaftlich erwirtschafteten realen Geldes geteilt durch die Gesamtheit des im Monat summierten blauen bzw. grünen Muschelgeldes – also dem Maß für den im Monat von allen Autor:innen gemeinsam geleisteten Einsatz.

Das Verhältnis, in dem die Einnahmen auf die beiden Töpfe verteilt werden, ist variabel. Bei RiffReporter fließen aktuell 80 Prozent der auszuschüttenden Einnahmen in den blauen Topf für produktionsrelevante Tätigkeiten. Weil die Autorïnnen in diesen Bereich allerdings mehr als 80 Prozent ihres Einsatzes investieren, ist grünes Muschelgeld derzeit mehr wert als blaues. Dieser Effekt ist gewünscht, denn er soll einen Anreiz für mehr gemeinschaftliche Aktivität bieten.

Das Muschelgeld ist eine echte Erfolgsstory. Wir können transparent nachvollziehen, wie viel wir mit unserer Arbeit erzielen. Und zudem kann unser genossenschaftliches Engagement fair honoriert werden.

Katharina Jakob, Autorin & Team Muschelgeld

Das Muschelgeld im CMS „PolyPublisher“

Das von der RiffReporter eG entwickelte Content-Management-System PolyPublisher setzt das Konzept des Muschelgelds operativ um. Es enthält also ein nicht-hierarchisches Abrechnungssystem mit Schnittstelle zur Buchhaltungssoftware.

  • alle veröffentlichten Beiträge werden automatisch mit einer bestimmten Anzahl von Punkten bewertet
  • Autorinnen und Autoren erfassen ihre über die Beiträge hinausgehende Arbeitsleistung und melden sie selbst oder über Teams in Form von Punkten im Muschelgeld-System in bestimmten Kategorien.

Selbstverwaltung der Autorenschaft

Die Autorenschaft

  • verwaltet die Vergabe des Muschelgelds im Muschelgeld-Team
  • organisiert sich selbst über die AG, die gemeinschaftliche Aufgaben intern sowie mit dem Vorstand definiert
  • verteilt Aufgaben wie das Redigieren, Lektorieren und Fact-Checking nach Themenkompetenz
  • organisiert Aufgaben zur Koordination von Recherche-Kollektiven
  • organisiert die Bestückung der Startseite, Erstellung von Schlagwörtern und Spezialseiten über ein Team
  • organisiert den digitalen Marketplace sowie Veranstaltungen in Teams

Das Muschelgeld-Team

  • überprüft am Ende des Monats die Meldungen und stößt gegebenenfalls Korrekturen an, was in der Realität aber kaum nötig ist
  • berät und gibt Orientierung bei der Bewertung von Tätigkeiten
  • entwickelt das System des Muschelgelds in Absprache mit der AG und dem Vorstand konzeptionell weiter