Auf die Stimme der Wellen hören

Hawaii-Ausstellung im Linden-Museum Stuttgart

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Ein aus feinem Kokoshaar kunstvoll geflochtener Fächer in den den Farben Gelb und Rot.

Die Debatte um die Konzeption des Berliner Humboldt Forums hat schlagartig den Blick auf die deutsche Kolonialgeschichte gelenkt und damit auf die ethnologischen Museen. Von mangelnder Provenienzforschung war die Rede, und Blindheit gegenüber den Folgen des deutschen Kolonialismus. In der Öffentlichkeit konnte der Eindruck entstehen, dass die Völkerkundemuseen die Zeit verschlafen haben, die politische Bedeutung der Ausplünderung ganzer Kulturen ausklammern und nicht auf die Konsequenzen einer globalen Welt reagieren.

Doch ist das genaue Gegenteil der Fall: Seit rund zehn Jahren arbeiten fast alle ethnografischen Museen an einem neuen Selbstverständnis, kooperieren mit den Herkunftsländern der Objekte, betreiben mit begrenzten personellen Mitteln Provenienzforschung und fragen vor allem nach der Relevanz ihrer Ausstellungen. Was wollen wir eigentlich bewirken? Warum soll das die Leute heute interessieren? Das mehrfach ausgezeichnete Bremer Übersee-Museum etwa arbeitet so, mit anderen Schwerpunkten auch das Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt in Köln und auch ein anderes großes Völkerkundemuseum Deutschlands, das Linden-Museum in Stuttgart.

Dort wurde gerade die Schau „Hawaii – Königliche Inseln im Pazifik“ eröffnet, eine Premiere für Deutschland, 250 Objekte auf 1000 Quadratmetern werden gezeigt. Doch kommen die fragilen Zeugnisse der Vergangenheit, aus Tausenden von roten und gelben Federn gefertigte Umhänge und Helme, kunstvolle Gefäße, Schmuck, Matten und Fächer erst am Ende der Schau zu ihrem Auftritt. Es sollte der Eindruck einer festgefrorenen Kultur vermieden werden, also ist die Geschichte des Landes vorgeschaltet, ihre Geografie und Kulturgeschichte, die Frage, wie die Objekte überhaupt ins Museum gelangt sind, und was es eigentlich auf sich hat mit den Hawaii-Klischees – Surfen, Hula-Tanz und Tatauierung.

Der Kupferstich zeigt zwei Hütten mit Strohdächern, im Vordergrund liegt ein Surfbrett.
Das Surfbrett als unentbehrliches Ausstattungsstück einer adligen Familie auf Hawaii. Stich von Alphonse Pellion (1825).
Fotografie eines auf einen ebenen Fläche ausgebreiteten Capes aus blassgelben und orangefarbenen Federn.
Nach der dritten Hawaii-Reise James Cooks 1780 waren rund 30 Federmäntel in britische Sammlungen gelangt. Dieses Exemplar brachte Cooks Zeichner John Webber mit nachhause.
Das Aquarell zeigt Menschen vor einem Haus. In Hintergrund sind Felsen und ein Fluss oder ein Fjord zu sehen.
Der Entdeckungsreisende Otto von Kotzebue trifft Kamehameha vor dessen Haus auf Hawaii.
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