Kinder statt Kippen: Wissenschaftliche Fakten würden die Debatte über den Sozialstaat bereichern

Sind viele Arbeitslose faul und geben höhere Sozialleistungen nur für Zigaretten statt für die Familie aus – wenn keine Sanktionen drohen? Forschungsergebnisse räumen mit solchen Klischees auf und rücken die sozialpolitische Debatte in neues Licht. Sie müssten nur wahrgenommen werden.

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Ein von oben fotografierter Aschenbecher, der übervoll ist mit Zigarettenstummeln

Es ist ein beispielloses Sozialexperiment, das 2018 nach vielen Jahren der Vorbereitung begann. Sechs US-amerikanische Universitäten – die von Columbia, Kalifornien, Maryland, New York und Wisconsin sowie die Sanford School of Public Policy – beteiligen sich mit Forscher:innen aus den Neurowissenschaften, der Psychologie, der Pädagogik, der Ökonomie und den Sozialwissenschaften.

Der Titel ihrer Studie ist Programm: Baby’s First Years, die ersten Jahre im Leben eines Babys. Die Wissenschaftler:innen ergründen, wie die Kinder einkommensschwacher Elternhäuser bessere Lebenschancen erhalten.

„Gegen Armut hilft Geld“: Wenn Sozialverbände ihre Forderungen auf diese Kurzformel bringen, ernten sie meist entschiedenen Widerspruch. Alles sei doch etwas komplexer, heißt es dann, mehr Bildung brauche es vor allem und mehr Druck auf Arbeitslose. Die US-Forscher:innen aber probierten die Idee mit dem Geld in ihrem Experiment einfach aus.