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Kritik von Linken-Politikerin: Forschungsministerin Stark-Watzinger verteidigt Antwort mit ChatGPT
Kritik von Linken-Politikerin: Forschungsministerin Stark-Watzinger verteidigt Nutzung von ChatGPT
Bildungspolitikerin Nicole Gohlke wollte von der Bundesregierung wissen, ob sie Regeln für Chatbots an Schulen und Hochschulen unterstützt. Das BMBF ließ ChatGPT die Antwort entwerfen. Ministerin Stark-Watzinger verteidigt das Vorgehen: „Richtigkeit der Antwort sichergestellt“
Die Frage, die Nicole Gohlke, stellvertretende Vorsitzende und Sprecherin für Bildung und Wissenschaft der Fraktion „Die Linke“ im Bundestags, der Bundesregierung gestellt hat, treibt derzeit viele Menschen um: Wird es Regeln geben, wie an Schulen und Hochschulen sogenannte Chatbots genutzt werden dürfen? Und arbeiten Bund und Länder bereits daran?
Das Thema ist brisant, seit das KI-Programm „ChatGPT“ öffentlich zur Verfügung steht. Während klassische Suchmaschinen in der Regel eine Liste von Internetlinks als Ergebnis bieten, ist ChatGPT in der Lage, auf fast alle Fragen geschliffen klingende Antworten zu formulieren. Diese sind oftmals richtig, aber nicht immer. Lehrkräfte fragen sich nun, ob und wie junge Menschen die Software einsetzen dürfen und wie es unterbunden werden kann, dass komplette Referate und Hausarbeiten von einer KI geschrieben werden.
Staatssekretär spannte KI für die Antwort ein
Da Bildung Ländersache ist, wollte die Wissenschaftspolitikerin Gohlke vor allem wissen, ob die Bundesregierung die Bundesländer dabei unterstützen wird, mit der zunehmenden Nutzung von KI-Software wie ChatGPT umzugehen. Am 18. Januar antwortete im Namen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) der Parlamentarische Staatssekretär Jens Brandenburg auf 22 Zeilen. Brandenburg gehört wie Ressortchefin Bettina Stark-Watzinger der FDP an.
Doch erst jetzt hat Gohlke erfahren, von wem die Antwort des Ministeriums ursprünglich stammt: von ChatGPT. Die Rohversion der Antwort kam durch die Nutzung der KI zustande, gab Staatssekretär Brandenburg unumwunden zu und sagte dem „Tagesspiegel“: „Es ist immer schlecht, wenn die Politik Dinge reguliert, die sie selbst nicht versteht.“
Brandenburg betonte, er habe zuerst bei der Bundestagsverwaltung nachgefragt, ob eine Antwort mithilfe von ChatGPT erlaubt sei. Der Text sei zudem den üblichen Weg der Abstimmung im Ministerium und innerhalb der Bundesregierung gegangen. Dennoch ist der Erstverfasser kein Mensch, sondern die KI. Die BMBF-Führung meint es mit ihrer Forderung, „technologieoffen“ zu sein, offenbar sehr ernst.
Bildungspolitikerin Gohlke zweifelt an Technikkompetenz des BMBF
Gohlke erfuhr von dem Praxistest aber erst jetzt durch Medienanfragen. Aus der Antwort des BMBF ging nicht hervor, dass ChatGPT mitgeholfen hat. Dass das BMBF seine offizielle Antwort an das Parlament schickte, ohne dabei transparent über die Nutzung der KI zu informieren, findet die Linken-Politikerin problematisch: „Eine Antwort ans Parlament mithilfe von ChatGPT zu verfassen, ohne das kenntlich zu machen, ist merkwürdig und sehr schlechter Stil“, kritisiert sie in einem Statement für RiffReporter.
Das Vorgehen werfe die Frage auf, ob die BMBF-Führung kompetent mit der neuen Technologie umgehen könne. „Es wäre das Mindeste gewesen, uns zu informieren und es wäre sehr problematisch, wenn künftig ChatGPT die Ideen für Politik liefert und ein Ministerium das nur noch redigiert“, so die Bildungspolitikerin. Der Vorgang mache es „noch dringlicher, Standards für die Nutzung von Chatbots zu schaffen.“
Stark-Watzinger: „Von Qualität überrascht gewesen“
Nun verteidigt Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger das Vorgehen: „Bei dieser Anfrage zum Einsatz von KI-Software wie ChatGPT an Schulen und Hochschulen lag es nah, die Antwort mithilfe von ChatGPT zu erstellen“, sagte sie RiffReporter. Man habe „einmal ausprobieren wollen, wie gut ein Chatbot auf solche Fragen antworten kann“ und sei von der Qualität überrascht gewesen. Ihr Staatssekretär Brandenburg habe allerdings korrigierend eingreifen müssen, um die Richtigkeit der Antwort im Detail sicherzustellen.
„Eine solche kritische Auseinandersetzung mit KI-Software brauchen wir auch an unseren Schulen und Hochschulen, denn KI wird zunehmend ein selbstverständlicher Teil unseres Alltags werden“, sagte Stark-Watzinger.
Und wie bewertet das Ministerium das Thema inhaltlich? Der Antwort zufolge gibt es zwischen Bundesregierung und Ländern trotz der hitzigen öffentlichen Debatte über die Nutzung von ChatGPT „derzeit keine spezifischen Verständigungen über den Einsatz von KI-Software an Schulen und Hochschulen durch Schülerinnen, Schüler und Studierende“.
Regelungen für den Einsatz von KI an Schulen und Hochschulen seien in erster Linie Aufgabe der Länder. Der Einsatz von KI-Software in Schulen und Hochschulen unterliege ethischen Überlegungen und müsse in Übereinstimmung mit datenschutzrechtlichen Bestimmungen erfolgen. Schutzvorkehrungen, Schulungsmaßnahmen und Weiterbildungen für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte misst das Ministerium nach eigenen Angaben eine „große Bedeutung“ zu.