Döner macht schöner? Die irre Karriere des türkischen Fast Foods in der deutschen Politik

Kebab in aller Munde: Der Döner belastet derzeit das Verhältnis zur Türkei und wirbelt die deutsche Politik durcheinander. Da sorgt er für reichlich Identitätsprobleme.

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Die Montage zeigt links Cem Özdemir vor einem Schild „Döner macht schöner“ und rechts Markus Söder beim Biss in einen Döner Kebab.

Den Anfang machte der Bundespräsident. Als Frank-Walter Steinmeier im April dieses Jahres in die Türkei reiste, hatte er ein gewichtiges Gastgeschenk dabei: Einen 60 Kilo schweren Dönerspieß, natürlich tiefgefroren.

Nicht deshalb jedoch hielten Kritiker:innen die Geste des deutschen Staatsoberhaupts für etwas unterkühlt. Eingewanderte aus der Türkei und ihre Kinder spielen schließlich längst tragende Rollen an vielen Stellen der deutschen Gesellschaft, im März 2021 hatte Steinmeier selbst die BionTech-Chefs Özlem Türeci und Uğur Şahin mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern für die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs ausgezeichnet. Nun, so der Vorwurf, reduziere er den Mehrwert der Migranten auf das Kebab-Klischee. Dabei wollte er ja ausdrücklich seine „Wertschätzung für die Lebensgeschichten und Lebensleistungen der Millionen türkeistämmigen Menschen in Deutschland zum Ausdruck bringen“, wie das Bundespräsidialamt erklärte.

Eines lässt sich nicht bestreiten: Seitdem Steinmeier in Istanbul etwas unbeholfen mit dem langen Säbel an dem aufgetauten Spieß herumfuhrwerkte, hat der Döner eine steile Karriere in der deutschen Politik hingelegt. Glücklicher als den Bundespräsidenten scheint er derzeit jedoch allenfalls Markus Söder zu machen – während das türkische Fast Food sicher geglaubte Wahrheiten durcheinanderwirbelt und so manche Sinnkrise auslöste.

Screenshot von der Website des offiziellen CSU-Fanshops mit dem Angebot weißer T-Shirts, auf denen in rot die Silhouette von Markus Söder mit Kochmütze zu sehen ist, der mit einem Messer Dönerfleisch von einem Spieß abschneidet
„Söder Kebab“: T-Shirts im offiziellen CSU-Fanshop
Schwarz-Weiß-Foto eines auf einem Tisch aufgebauten Döner-Spießes, zwei Männer mit turban-artiger Kopfbedeckung und ein Kunde.
Die mutmaßlich erste Aufnahme eines Döner-Händlers, aufgenommen 1885 in der Türkei.
Tabelle mit Umfragedaten von YouGov. Mit 28 Prozent ist der Anteil der Anhänger:innen der Unionsparteien, die angeben, niemals Döner zu essen, im Vergleich zu allen anderen Parteianhänger:innen am größten.
Kein Kebab für Konservative? In einer Umfrage von YouGov aus dem Jahr 2022 zeigten sich CDU/CSU-Anhänger:innen besonders zurückhaltend beim Döner-Konsum.