Empathie trainieren durch Game-Theater?
Interview: Rahel Spöhrer, Stipendiatin der Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund
Rahel Spöhrer (33) ist eine der ersten Stipendiat*innen der immer noch recht neuen Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund und Mitgründerin der immersiv arbeitenden Theatergruppe "The Agency". Hier spricht sie über Immersion, Rollenspiele und Empathie.
Einzelne Themenpunkte des Gesprächs sind:
- Immersion
- am Rande: ASMR (Nähe und Intimität über einen Screen)
- Ästhetisierung in Immersion: Nähe zu Lebensgefühl und Alltag und Reflexion
- LARP: Live Action Role Play
- am Rande: Radikalisierung im Netz und Masculinity
- momenthafte Empathie-Erfahrungen durch Character-Cards in Theater-Games
- Einflussnahme von Zuschauer*innen auf den Ablauf einer Inszenierung
- Empathie und Symbiose sowie Differenz
- Spiel, Spaß, Erfahrung und theoretische Reflexion
- am Rande auch Ethik
- Für welches Alter sind immersive Theatererfahrungen geeignet?
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Rahel Spöhrer hat sich im Jahr 2015 mit Kolleg*innen ein Theaterstück ausgedacht und aufgeführt. Dabei hat sie gemerkt, dass dieses Theaterstück eine "immersive Performance" ist.
Rahel erklärt: "Immersiv" heißt, dass die Zuschauer in die Aufführung total eintauchen, mit ihrem Körper, mit Fühlen und Sehen und Hören und Riechen und Schmecken. Die Menschen im Publikum bekommen oft auch eine Funktion, ähnlich wie die Schauspieler*innen. Das Publikum guckt nicht nur zu, sondern gehört zum Spiel dazu.
So ist es zu der Gründung der Theatergruppe "The Agency" gekommen. "The Agency" ist englisch und heißt "Die Agentur". Die Gruppe "The Agency" zeigt immersive Stücke mit erfundenen Welten, die aber an das normale Leben außerhalb des Theaters erinnern.
Auch in unserem Alltag, sagt Rahel, gibt es viele Umgebungen, die sich Menschen für Menschen ausgedacht und gebaut haben. Es gibt zum Beispiel Einkaufszentren oder Wellness-Center. In den Aufführungen von der Gruppe "The Agency" soll man besonders gut merken, dass auch diese Umgebungen ausgedacht sind. Dann kann man darüber nachdenken, warum und wie.
Rahel überlegt, ob man dabei Gefühle auch richtig "trainieren" kann. Sie interessiert sich besonders für Empathie. "Empathie" bedeutet, dass ich die Gefühle einer anderen Person selbst ein bisschen fühle.
Rahel denkt, dass das in einer immersiven Aufführung immer mal wieder klappen kann. Am meisten, wenn man als Zuschauer*in einen richtigen Charakter verkörpert. Also: nicht nur "Kunde" ist. Oder "Angestellte". – Sondern wenn man weiß: "Aha. Der Mann, den ich spiele, ist sehr schnell wütend." Oder: "Aha. Die Frau, die ich spiele, hat einmal ein böses Verbrechen begangen und versucht jetzt, es zu verheimlichen."
Beim Spielen kann es vorkommen, dass ich die Gefühle des Mannes oder der Frau, die ich spiele, ein bisschen selbst fühle. Oder dass ich vielleicht ein bisschen denke wie er oder sie. Im Spiel kann ich die Unterschiede zwischen dem Charakter und mir selbst so vielleicht erkennen. Dabei kann ich etwas über andere lernen. Oder ich lerne, wie ich selbst reagieren könnte. Rahel möchte aber nicht, dass man nur ins immersive Theater geht, um bestimmte Gefühle zu üben.
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