Westwind: Mobilität für alle – wie ein Hamburger Verein Bedürftigen in den Fahrradsattel verhilft

Radfahren ist nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern ein Ticket zur gesellschaftlichen Teilhabe. Der Hamburger Verein Westwind hilft Migrantïnnen und einkommensschwachen Familien.

vom Recherche-Kollektiv Busy Streets:
5 Minuten
Zwei Männer reparieren in einer Werkstatt Fahrräder für Kinder.

Christian Großeholz ist Fahrradmechaniker, einer, der gerne anpackt, wenn er helfen kann. Wie vor rund zehn Jahren, als etwa eine halbe Million Menschen vor dem Krieg in Syrien nach Deutschland flohen. Viele der Familien und allein reisenden Erwachsenen wurden damals fernab von Bus- und Bahnhaltestellen in Lagerhallen, leer stehende Supermärkte oder schnell errichtete Unterkünfte einquartiert. „Die sitzen da fest, die brauchen Fahrräder, machen wir mal ein paar fertig“, sagte Großeholz damals zu seiner Freundin.

Seitdem hat er damit nicht mehr aufgehört, gespendete Fahrräder zu reparieren. Denn der Bedarf an guten und günstigen Fahrrädern reißt seitdem nicht mehr ab. Was sich verändert hat, ist die Zahl der Helfer. Aus der spontanen Hilfsaktion von Großeholz und seiner damaligen Freundin wurde der Hamburger Verein „Westwind“ mit etwa 30 ehrenamtlichen Helferïnnen. Gemeinsam bringen sie im Jahr Hunderte von Menschen in den Sattel. Sie bieten Fahrradkurse für Frauen an, Radtouren für jugendliche Migrantïnnen, sind mit ihrer mobilen Fahrradreparatur-Werkstatt regelmäßig in Flüchtlingsunterkünften unterwegs und geben in Schulen Werkstattkurse. Weiterhin machen sie gespendete Fahrräder flott und verkaufen sie inzwischen an einkommensschwache Familien.

Damit leisten sie einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag. Denn Fahrradmobilität ist ein Türöffner. Sie ermöglicht Menschen mit geringem Einkommen gesellschaftliche Teilhabe. Mit dem Rad kommen sie überallhin und sind selbstständig und unabhängig unterwegs. Die Wissenschaftlerïnnen der Universität Kassel haben im August einen Leitfaden für Kommunen zu dem Thema veröffentlicht.

So weit dachte Großeholz 2015 nicht. „Wir dachten, wir machen 20 Räder für eine Unterkunft fertig und das war’s“, sagt er. Neun Jahre später steht er mit den Westwind-Helferïnnen an zwei Nachmittagen in der Woche in der Werkstatt im Hamburger Norden und macht gespendete Räder fit für den Verkauf.

Ein Mann steht in einer Lagerhalle vor Dutzenden von Fahrrädern
Fahrradmechaniker Christian Großeholz ist einer der Mitgründer von Westwind.
Vor einer Lagerhalle stehen etwa 30 Kinder und Erwachsene.
Der Ansturm ist an den Verkaufstagen groß.
Etwa drei Dutzend Räder stehen in einer Halle in zwei Reihen hintereinander.
Die Räder sind bereits fertig für den Verkauf.
Die Getriebenabe eines Fahrrads steckt in einem Schraubstock und wird gereinigt.
Die Teammitglieder bringen die Getriebenaben wieder ans Laufen, reparieren Bremsen und die Lichtanlagen.
Ein Mann setzt das Hinterrad eines Fahrrads ein.
Rund 30 ehrenamtliche Helferïnnen engagieren sich bei Westwind.
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