Pro und Kontra: Wer Fahrrad fährt, sollte immer einen Helm tragen – oder?

Während die einen nie ohne Helm aufs Rad steigen, fühlen sich andere auch ohne Kopfschutz wohl und sicher. Zwei ganz unterschiedliche Perspektiven unserer Autorïnnen.

vom Recherche-Kollektiv Busy Streets: ,
5 Minuten
Radfahrerinnen und Radfahrer überqueren eine Kreuzung. Einer trägt einen Helm, die übrigen nicht.

Pro: Aufs Fahrrad nur mit Helm!

Keinen Meter ohne Helm: Wieder und wieder betonen Notärztïnnen und Unfallforscherïnnen, wie wichtig es ist, den eigenen Kopf zu schützen. Ich nehme mir diesen Rat zu Herzen. Egal ob ich zum Freibad radle, zur Bibliothek oder zum Bäcker: Den Helm trage ich so selbstverständlich wie meine Hose oder meine Schuhe. Auch ich kenne das Gegenargument, höre es häufig im Freundes- und Bekanntenkreis: „Wie umständlich! Das schränkt meine Freiheit ein!“

Verstehen konnte ich das noch nie. Was ist umständlicher, als nach einem Unfall wochenlang im Krankenhaus oder womöglich sogar für immer im Grab zu liegen?

Beim Autofahren verfängt dieses absurde Argument zum Glück nicht mehr. Hier nutzen laut Bundesanstalt für Straßenwesen 98 Prozent der Fahrzeuginsassen einen Sicherheitsgurt. Der Fahrradhelm bleibt dagegen bei den meisten im Schrank. Schätzungen zufolge setzen ihn nur 40 Prozent der Radfahrenden auf. Absurd finde ich das deshalb, weil das Fahrrad deutlich unsicherer ist als das Auto. Hat ein Radler einen Unfall, ist der eigene Körper die einzige Knautschzone.

Ich könnte unzählige weitere Statistiken zitieren, von Überlebenswahrscheinlichkeiten mit und ohne Helm. Von Anprallstellen, Schädel-Hirn-Traumata und freiheitsliebenden Radlerïnnen, die heute im Rollstuhl sitzen. Aber ich vermute, dass diese sachliche Argumentation nicht sonderlich verfängt. Der Verzicht auf den Helm ist ein bisschen wie Rauchen. Alle wissen, wie gefährlich es ist, aber geraucht wird trotzdem.

Mir selbst ist vor allem in Erinnerung geblieben, wie ein Bekannter in Bonn letztens zum Einkaufen geradelt ist. Eine Strecke von nicht mal fünf Minuten. Doch es hat gereicht für eine Kollision mit einem Auto, das zu schnell aus einer Seitenstraße kam. Da nützte es nichts, dass mein Bekannter vorbildlich auf dem Radweg fuhr. Es nützte auch nichts, dass Bonn zunehmend zur fahrradfreundlichen Stadt umgestaltet wird. Und schon gar nicht nützte es ihm, dass den Autofahrer die volle Schuld traf.

Der Mann trägt einen Helm mit einer integrierten Leuchte.
Steve Przybilla fährt immer mit Helm Fahrrad.
Zwei Frauen fahren auf Fahrrädern an der Alster entlang.
Hamburg mit Blick auf die Alster: Sicher unterwegs auch ohne Fahrradhelm.