Manifesta 15 in Barcelona: Weist Kunst der Metropole den Weg in die Zukunft?

Die europäische Wander-Biennale will mit zeitgenössischer Kunst Impulse für Stadtentwicklung und ein neues Miteinander setzen. Erstmals hat sie sich dafür nicht einen konkreten Ort, sondern eine ganze Metropolregion als Spielort ausgesucht: Barcelona und elf angrenzende Städte. Gelingt das Experiment?

vom Recherche-Kollektiv Weltreporter:
6 Minuten

Im obersten Stockwerk des ehemaligen Wärmekraftwerks Les tres ximeneias hat Asad Raza die Fenster aus den Rahmen nehmen lassen. Die gewaltige Industrieruine steht in Sant Adrià de Besòs, an der Mündung des Flusses, der Barcelona im Osten begrenzt. Aus dem monumentalen Bau blickt man nun direkt ins Blau des Mittelmeers. Davor lässt der Scirocco, der Süd-Ost-Wind aus Afrika, meterlange weiße Stoffbahnen tanzen. Prehension hat der US-amerikanische Künstler seine Installation genannt. Sie verbindet auf poetische Weise Zukunftshoffnungen mit der brachialen Gegenwart der Industrieruine.

Links im Bild ist das verlassene Wärmekraftwerk in Sant Adrià de Besòs mit seinen drei markanten Schlöten zu sehen, rechts im Bild der Eingang zum Festivalgelände und einige Besucher. Im Hintergrund erahnt man das Meer.
Das ehemalige Wärmekraftwerk Les tres ximeneies ist einer der Hauptspielorte der Manifesta 2015 - und hat das Potential zur Architekturikone.
Innenaufnahme des Haupteingangs des ehemaligen Wärmekraftwerks in Sant Adrià de Besòs. Durch die große offene Eingangstür ist die das Kraftwerk umgebende Industriebrache zu sehen, auf der zwei weiße, kuppelartige Skulpturen stehen. Durch die Tür kommen Besucher und steigen über Treppen ins Halbdunkel der Haupthalle.
Das ehemalige Wärmekraftwerk Les tres ximeneies ist erstmals fürs Publikum geöffnet und beherbergt neben Installationen auch eine Ausstellung über die Geschichte des Industriebauwerks und das sie umgebende Viertel.
Im Vordergrund ist eine blütenartig anmutende Skulptur aus Stoffresten, grauem Filz und Fäden zu sehen; im Hintergrund ist unscharf ein Teil der Dampfmaschine der ehemaligen Textilfabrik Vapor Buxedas Vell in Sabadell, Katalonien zu erkennen.
Wie Pflanzen oder Pilze überwuchert die Textilkunst von Tanja Smeets von Industrie und Verschmutzung gezeichnete Orte - wie hier die Textilfabrik Vapor Buxeda Vell in Sabadell.
Die Schwarze Künstlerin Binta Diaw steht vor einer ihrer Installationen und lächelt Richtung Kamera: Zwischen den Wänden einer weißen Fabrikhalle ist ein Netz aus Zöpfen aus schwarzem Kunsthaar gespannt, darunter wächst aus einem Erdhaufen eine Reispflanze.
Binta Diaw hat von senegalesischen Migrantinnen Zöpfe aus schwarzem Kunsthaar flechten lassen und so ein Netz gespannt, das auch seine Macherinnen verbinden soll.
In einem parkähnlichen Garten mit großen Kiefern steht ein langgestreckter Flachbau mit gewelltem Dach und einer Fassade aus Glas und terrakottafarbener Keramik. Ein paar Besucher betrachten es.
Mit seiner Casa Gomis hat der katalanische Architekt Antoni Bonet Castellana Architekturgeschichte geschrieben. Durch den geplanten Ausbau des Flughafens ist das Gebäude akut gefährdet.
Unter den Wipfeln großer Kiefern sind Sitzbänke aus Baumstämmen in einem Kreis angeordnet. Im Hintergrund ist die Casa Gomis zu sehen, ein langgestreckter Bau aus den 1950er Jahren mit einem wellenförmigen Dach.
Mit seiner Installation „Parlament der Bäume“ will der niederländische Künstler Elmo Vermijs eine Debatte über die Zukunft des vom Flughafenausbau gefährdeten Naturschutzgebiet „La Ricarda“ anregen.
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