Umstrittenes Verkehrsmittel: „Das Lastenrad riecht nach Prenzlauer-Berg und Latte macchiatto“

Auf der Straße sind Lastenräder bloß eine Randerscheinung. Aber in politischen Debatten eine beliebte Zielscheibe konservativer Politikerïnnen. Warum ist das so?

vom Recherche-Kollektiv Busy Streets:
6 Minuten
Eine Frau fährt mit einem Lastenrad auf einem Radstreifen über eine Kreuzung

Beim Nachrichtendienst X, in Talkrunden und Interviews, stürzen sich konservative und rechte Politikerïnnen aufs Lastenrad wie ein Pitbull auf seinen neuen Kauknochen. Für sie ist das Rad mit der Transportbox der Inbegriff grüner Klientelpolitik „Mit dem Lastenrad lässt sich keine Zukunft gestalten“, wetterte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder kürzlich auf X. Friedrich Merz spottete im Handelsblatt-Interview: „Sollen die Urlauber zukünftig mit dem Lastenrad nach Mallorca fahren?“ Und selbst Lastenradbesitzer und Welt-Autor Marcel Leubecher, nennt es „Das Arschgeweih des Alnatura-Adels“, und keilt damit kräftig gegen die eigene Ehefrau, die die „E-Wuchtbrumme“, den „Stromkoloss“, das „Eisenschwein“ unbedingt haben wollte.

Das Lastenrad hat das Fahrrad als Feindbild der Konservativen abgelöst. Wann immer sich die Gelegenheit bietet, schießen CDU, CSU und FDP-Politikerïnnen gegen das Rad mit Transportbox. Das überrascht, denn mit gerade mal rund 1,1 Millionen Exemplaren sind Lastenräder in Deutschland immer noch eine Randerscheinung. Auf den Straßen sind deutlich mehr Mopeds (1,7 Millionen), Motorräder (5 Millionen), Autos (48 Millionen) und Fahrräder (84 Millionen) unterwegs. Doch anders als fossil betriebene Zweiräder stehen Lastenräder für einen Wandel im Verkehr. Aber reicht tatsächlich schon der Anflug von Veränderung, um Konservative derart aufzubringen? Und welche Angriffsfläche bieten Hersteller den Lastenrad-Kritikern?

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