Canan Şen hat mit Mitte 40 Radfahren gelernt. Heute gibt sie selbst Fahrradkurse

In Oldenburg fahren fast alle Fahrrad. Canan Şen wollte dazugehören und hat Radfahren gelernt. Das hat ihre Alltagsmobilität verändert und ihr Leben.

vom Recherche-Kollektiv Busy Streets:
4 Minuten
Ein Schal bedeckt das Haar der Frau. Sie blickt in die Kamera.

Da stand es nun vor ihrer Haustür, ein rotes Tourenrad mit sieben Gängen und Korb. Es war ein Geschenk, eine Überraschung von ihrem Mann. Aber Canan Şen hatte für ihn auch eine Überraschung parat: Sie konnte gar nicht Fahrradfahren. In ihrer Heimatstadt Istanbul hatte sie es als Kind nie gelernt. Das bereute sie täglich. Denn Canan Şen lebt in Oldenburg, einer Fahrradstadt mit einem Radanteil von über 40 Prozent.

Dort ist es wie vielerorts in Deutschland: Radfahren gehört zur Alltagskultur, und das schon seit Kindesbeinen. Kaum sind die Kleinen sicher zu Fuß unterwegs, bekommen sie Laufräder, mit denen sie über die Gehsteige flitzen. Ein paar Jahre später steht in der Grundschule die Fahrradprüfung auf dem Lehrplan. Im Alltag hat Radfahren viele Vorteile. Es ist kostengünstig, klimafreundlich, gesund und in der Stadt auf Strecken bis zu fünf Kilometern meist die schnellste Variante, um ans Ziel zu kommen.

Für Canan Şen war das Radfahren jedoch lange Zeit nur eine Sehnsucht. Als sie es mit Mitte 40 lernte, erlangte sie nicht nur eine neue Fähigkeit, sondern fand auch einen neuen Job und lernte viele neue Menschen in ihrer Nachbarschaft kennen. Aber bevor es so weit war, brauchte die gelernte Buchhalterin erst einmal Geduld.

In Oldenburg fahren alle Fahrrad, Alt und Jung

Canan Şen, Übungsleiterin

Eine Frau hält den Gepäckträger eines Fahrrads fest auf dem eine andere Frau sitzt.
Damit die Frauen sich sicher fühlen, haben einige der Fahrräder einen besonders tiefen Einstieg.
Frauen stehen mit Fahrrädern auf einem Platz, weitere Frauen fahren auf dem Platz Fahrrad. Alle tragen Warnwesten.
Zweimal pro Woche trainieren die Frauen. Nach fünf Wochen können sie Rad fahren.
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