Radpilgern in Österreich: Erhört der heilige Sebaldus den Wunsch nach Glück in der Liebe?

Eine Gruppe von Freunden hat aus ihren privaten Radtouren ein ganzes touristisches Konzept gezaubert: Auf sieben Routen geht es vom oberösterreichischen Weyer aus durch üppige Hügellandandschaften zu den Wallfahrtskirchen der Region. Auch der Genuss kommt nicht zu kurz.

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Radfahrer mit E-Bike vor weiter Hügellandschaft.

Der Weg zum Heiligenstein beginnt harmlos. Den pittoresken Marktplatz des oberösterreichischen Städt­chens Weyer hin­u­n­ter und am Gasthof Berger vorbei könnte man auch ohne E-Bike leicht dahingleiten. Doch ab der Stelle, wo der Mühleiner Bach durch eine Klamm herabkommt, sieht das anders aus. Da muss man entweder bereits in einer Fitnessklasse radeln, in der man auch das rot gepunktete Bergtrikot der Tour de France einsammeln könnte. Oder man braucht die Hilfe des elektrischen Stroms, um an Kuhweiden und Obstwiesen entlang das Sträßlein hinaufzusurren, das sich fünf Kilometer steil bergauf zur Kirche schlängelt.

Ein Einsiedler soll Unvermählten helfen

Diese ragt aus dem Bergwald empor, und an ihrem Fuß liegt in einer Grotte friedlich die Statue eines schlafenden Heiligen. Sebaldus heißt der Mann, und eigentlich beansprucht ihn das weit jenseits der Berge, des Mostviertels und der Donau gelegene Nürnberg für sich. Fränkische Kaufleute haben die Geschichte des wohltätigen Einsiedlers wohl auf einer ihrer Reisen den Oberösterreichern erzählt. Die fanden sie so gut, dass sie wenig später behaupteten, dieser Mann habe mehr als zehn Jahre in einer Höhle am Heiligenstein ein frommes Einsiedlerleben geführt.

Es gibt zwar keine Belege dafür, dass Sebaldus zu seinen zwischen dem 8. und dem 11. Jahrhundert vermuteten Lebzeiten für mehr als die Durchreise von Rom nach Franken in dieser Gegend weilte. Begraben ist der Heilige in der nach ihm benannten Kirche im Zentrum von Nürnberg. Die Legende setzte in Oberösterreich dennoch einen schon seit Jahrhunderten anhaltenden Strom von Pilgern in Gang, die sich zum Heiligenstein mühen, um für ihre Anliegen zu beten. Der Wunsch Unverheirateter, endlich den Richtigen oder die Richtige zu finden, ist dabei am populärsten geworden. Das mutet paradox an. Denn die Legende besagt, dass Sebaldus seine Frau, eine französische Prinzessin, noch in der Hochzeitsnacht verließ, um nach Rom zum Papst zu pilgern und zum Kirchenmann zu werden. Für Katholiken gehört es aber dazu, solche Ungereimtheiten mehr oder weniger augenzwinkernd einfach zu akzeptieren.

Eine liegende Figur eines Heiligen in einer Grotte, daneben eine Statuette von einem Hochzeitspaar
Heiliger mit Hochzeitspaar: Von Sebaldus’ Fürsprache erhoffen sich Pilgerer Glück in der Liebe.
Klarer Bach eingebettet in Buchenwälder, die Sonne scheint.
Die Brunnbachrinde führt in den Nationalpark Kalkalpen. Entlang klarer Bäche kann man einen der größten Buchenwälder der Alpen erkunden.
Kirche vor Bergpanorama
Die Kirche von St. Leonhard am Wald.
Landkarte mit den Routen Sonntagberg, Heiligenstein und Brunnbach.
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Belegtes Brot mir Spiegelei, Schinken, Gurken / Tafel mit allen Radpilger-Routen.
In Brunnbach bekommt der Radpilger Stärkung und Überblick.
Zwei Radfahrer vor Tunnel durch Fels.
Auf der Brunnbach-Route warten kühle Tunnel.
Heiligenfigur vor weitem Horizont, Blick von Berg in weites Tal.
Ausblick vom Sonntagberg Richtung Donautal