Schulessen könnte 2024 teurer werden, dabei wäre beitragsfreies Essen der richtige Schritt

Ab 2024 soll die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie von 7 auf 19 Prozent steigen. Die Erhöhung betrifft auch etliche Schulen – Eltern werden dort bald mehr für die Verpflegung ihrer Kinder zahlen müssen. Führende Wissenschaftlerïnnen empfehlen hingegen, die Beiträge ganz abzuschaffen. Dadurch könnte das Essen an Schulen sogar besser werden. Ein Gespräch über Speisen, die Kindern schmecken, braunen Spinat und den Wert von kostenfreiem Schulessen.

vom Recherche-Kollektiv die ZukunftsReporter:
8 Minuten
Die Essenausgabe einer Schulmensa. Im Vordergrund sieht man Ratatouille und Knödel in Edelstahlbehältern, im Hintergrund Kinder beim Mittagessen an langen Tischen.

Der Bundeselternbeitrat spricht von einem „schweren Schlag“. Viele Eltern könnten sich ein teureres Schulessen nicht leisten und würden ihre Kinder vom Mittagstisch abmelden. Die höhere Mehrwertsteuer gilt für Schulen, in denen Caterer das Essen nicht nur anliefern, sondern weitere Dienstleistungen wie die Essensausgabe übernehmen. Der Verband fordert, auch hier die reduzierte Mehrwertsteuer beizubehalten.

Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz des Bundesernährungsministeriums geht deutlich weiter. Er empfiehlt in seinem Gutachten „Politik für eine nachhaltigere Ernährung“ die schrittweise Einführung von kostenlosem Schulessen. Dadurch könnte das Mittagessen sogar besser werden. Der Verzicht auf Elternbeiträge klingt angesichts der Milliardenlöcher im Bundeshaushalt utopisch. Doch der Staat würde davon profitieren – sogar finanziell, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Ulrike Arens-Azevêdo. Ein Gespräch über Chancengleichheit beim Lernen, zu laute Mensen, leckeres Gemüse und Kinder, die wissen, was sie wollen.

Frau Arens-Azevêdo, das Expertengremium spricht sich im Gutachten für eine beitragsfreie Kita- und Schulverpflegung aus. Warum ist es nachhaltig, wenn der Staat das Schulessen für alle Kinder zahlt und nicht nur diejenigen unterstützt, die es sich nicht leisten könnten?

Wir wissen, dass sich die Schulverpflegung positiv auf die Aufmerksamkeit der Kinder, ihre Konzentration und ihre Fitness auswirkt. Wenn wir wollen, dass alle Kinder dem Unterricht folgen können und gleiche Bildungschancen haben, müssen alle am Mittagessen teilnehmen können. Überall dort, wo Eltern einen Beitrag für das Mittagessen zahlen müssen, erleben wir, dass etliche Kinder nicht mitessen können, weil ihren Familien das Geld dafür fehlt. Sie sitzen beim Mittagessen daneben und müssen den anderen zusehen. Caterer erzählen uns immer wieder, dass ihnen diese Kinder leidtun, und dass sie ihnen trotzdem Essen geben. Eine solche freiwillige Versorgung kann auf Dauer nicht die Lösung sein.

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