Streik in den Kliniken – für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Patientenwohl

Die Krise in den Krankenhäusern ist unübersehbar. Das Problem besteht schon seit Jahrzehnten: Die Klinikbetreiber sparen an Personal. Das Klinikpersonal streikte in den letzten Jahren immer wieder. Was fordern die Beschäftigten? Und was haben sie schon erreicht?

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Blick in die Gießener Kongresshalle von der Bühne aus: Die Beschäftigten der Uniklinik Gießen und Marburg füllen die Stuhlreihen, haben Warnwesten an und halten ein Transparent in die Höhe, auf dem steht: Wir wollen verhandeln!

Im ersten und einzigen privatisierten Universitätsklinikum Deutschlands, im Uni-Klinikum Marburg-Gießen (UKGM), wird derzeit gestreikt. Im UKGM arbeiten mehr als 9600 Menschen, davon mehr als 7000 in nicht-ärztlichen Berufen. Die Klinik wird von der Rhön-Klinikum-Aktiengesellschaft betrieben, die zum Asklepios-Konzern gehört.

Seit der Privatisierung im Jahr 2006 kommt das UKGM nicht zur Ruhe. Immer wieder gibt es Proteste der Beschäftigten und Demonstrationen in den Städten. Die Unterstützung für die Anliegen der Beschäftigten des UKGM ist im Umland groß. In den ersten Jahren nach dem Verkauf sorgten „gesundheitspolitische Montagsgebete“ in der Marburger Elisabethkirche und die Proteste der Belegschaft für bundesweite Schlagzeilen

Die in Marburg niedergelassene Allgemeinärztin Dr. Ulrike Kretschmann engagierte sich schon damals bei den Protesten und sagt heute: „Mein Team und ich hören von unseren Patienten wirklich besorgniserregende Berichte über die Zustände im UKGM. Es fehlt einfach an Personal an allen Ecken und Enden. Die medizinische Versorgung leidet.“

Kretschmann und ihre Kolleg:innen solidarisieren sich mit den Streikenden am UKGM. Sie schließen am Freitag, den 31. März 2023 ihre Praxen und rufen auf, zu einer Demonstration für die Mitarbeiter:innen des UKGM zu gehen. Einige Praxen in Marburg schließen sich dieser ungewöhnlichen Aktion an. Sie wissen, dass die Probleme am UKGM auch ihre Arbeit erschweren.

„Da kann ich doch nicht einfach zusehen. Ich mache mir Sorgen um die Gesundheit der Patient:innen, aber auch um die der Beschäftigten im Uni-Klinikum.“

Ulrike Kretschmann, Allgemeinärztin, Marburg

Das Ziel des Streiks: Ein Entlastungstarifvertrag

Das Personal des UKGM ist nicht allein. Im Frühherbst 2021 streikten in Berlin Beschäftigte der Charité und der Vivantes-Klinikgruppe gemeinsam. Sie legten die Arbeit nieder, gingen auf die Straßen, informierten über ihre Motive im Internet und gaben Interviews. Mehr als 30 Tage lang. Kaum beachtet von den großen Nachrichtenformaten. Die „Berliner Krankenhausbewegung“, wie sie sich nannten, hatte schließlich Erfolg. Sie konnte mit ihrem Arbeitskampf erreichen, dass die Gewerkschaft Verdi mit der Berliner Charité und der Vivantes-Gruppe sogenannte Entlastungstarifverträge aushandelte. Das Ziel dieser Tarifverträge war nicht, wie sonst üblich, mehr Geld, sondern etwas, das eigentlich selbstverständlich sein sollte:

Eine Rednerin steht an einem Stehpult und spricht in ein Mikrofon. Neben ihr steht die Moderatorin und hinter ist ein Plakat zu sehen, das am 31. März zum Streik aufruft. Auf dem Plakat ist eine Hebamme zu sehen, die auf einem Hocker sitzt. Über ihr in großen Buchstaben: Bitte nicht pressen! Deine Hebamme hat noch keine Zeit für dich.
7000 Menschen arbeiten im UKGM in nicht-ärztlichen Berufsgruppen. Alle fordern bessere Arbeitsbedingungen
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