Letzte Hoffnung für rumänische Straßenhunde: Matthias Schmidt leitet das größte Tierheim der Welt

In Rumänien leben Hunderttausende Vierbeiner auf der Straße. Ein deutscher Tierschützer würde sie gerne alle retten. Dafür geht er bis an seine Grenzen.

vom Recherche-Kollektiv Tierreporter:
11 Minuten
Matthias Schmidt hat einen Hund auf dem Arm

„Hopp!“ Es ist kurz nach acht Uhr morgens, die rumänische Sonne scheint schon, als Matthias Schmidt den ersten Straßenhund auf den Arm nimmt. Der weiße Rüde, vermutlich ein Retriever-Mix, klemmt den Schwanz ein.

„Das ist die zweite Autofahrt seines Lebens“, sagt Schmidt, während er den Hund in eine Transportbox verfrachtet. Ein leises Winseln, ein schüchterner Blick, dann kommt der Vierbeiner zur Ruhe. „Macht er schon ganz gut, oder?“

Schmidt steuert ein Kastrationsmobil, aber er könnte auch hinterm Schalter einer Sparkasse sitzen: schwarzes Hemd, kurze Haare, akkurat gestutzter Dreitagebart. Der 41-Jährige hat eine sanfte Stimme und fast immer ein Lächeln auf den Lippen.

Nur wenn er von seinem Berufsalltag erzählt, verfinstert sich die Miene. Dann fallen Begriffe wie „Tötungsstation“, „Massengrab“ oder „Mord“.

Er zündet sich eine Zigarette an, bevor er weitererzählt – von Tierquälerei, Willkür und Korruption. Von einem Kampf, der so aussichtslos erscheint, dass ihn kaum jemand führen will.

Er führt ihn trotzdem.

Ein Mann hebt einen Hund in einen Transporter.
Für diesen Mischling ist es die erste Autofahrt seines Lebens.
Drei Hunde liegen in einem Zwinger
Junge Hunde lassen sich am leichtesten an deutsche Tierheime vermitteln. Für ältere Tiere ist die Lage oft aussichtslos.
Ein Plastikkorb mit Hundespielzeug liegt vor einem Zwinger
Rund 250.000 Euro müssen jeden Monat an Spenden eingehen, um alles vom Spielzeug bis hin zu den Personalkosten zu bezahlen.
Mehrere Welpen umringen ihre Hundemutter im Zwinger
Eine Hündin kümmert sich im Zwinger um ihren Wurf.
Drei Straßenhunde stehen neben Bahngleisen
Allein im Landkreis Arges leben Schätzungen zufolge zwischen 80.000 und 100.000 Straßenhunde.
Landkarte zeigt Tierheim Smeura in Rumänien
Die Smeura liegt rund 120 Kilometer von Rumäniens Hauptstadt Bukarest entfernt.
Blick von außen auf das Tierheim-Gelände
Die Zwinger befinden sich auf dem Gelände einer ehemaligen Fuchsfarm.
Zwei Männer streicheln einen Hund
Nach seiner Kastration in der Smeura wird „401“ wieder an einer Landstraße freigelassen, wo ihn ein Tankstellenmitarbeiter (r.) entgegennimmt.
Ein Retriever-Mischling läuft zwischen geparkten Autos umher.
401 an seinem „Zuhause“, einer vielbefahrenen Hauptstraße. Aber wäre ein Leben im Zwinger besser?
Mehrere Hunde stehen am Gitter eines Zwingers
Rund 6000 Hunde leben im größten Tierheim der Welt.
Das Kastrationsmobil parkt auf dem Land.
Manche Dorfbewohner kommen per Pferd zum Kastrationsmobil.
Ein betäubter Hund liegt mir heraushängender Zunge auf einer Decke.
Nach einer halben Stunde dürfen die sedierten Vierbeiner wieder nach Hause.
Ein Tierarzt kastriert einen Hund im Kastrationsmobil.
Der Eingriff im Kastrationsmobil ist für Einheimische kostenlos. So soll der Vermehrungskreislauf durchbrochen werden.
In der Krankenstation der Smeura laufen mehrere Hunde mit Halskragen umher.
Die Smeura verfügt über eine eigene Krankenstation.
Zwei Hunde sitzen in einer Hundebox
Auch diese kleinen Hunde werden wieder aufgepäppelt.
Eine Pflegerin fegt einen Zwinger im Tierheim Smeura aus.
Manche Pflegerinnen tragen Ohrstöpsel, um sich vor dem Gebell zu schützen.
Eine Hand hält eine Kette und ein Halsband fest.
Hofhunde an rostigen Ketten sind in Rumänien noch immer ein täglicher Anblick.
Ein Hund steckt seine Nase durchs Gitter seines Zwingers
Trauriger Blick durchs Gitter.
Ein Stoffherz hängt am Gitter eines Hundezwingers
Trotz knapper Kassen versuchen die Tierschützer das Beste aus der Situation zu machen.
Sie haben Feedback? Schreiben Sie uns an info@riffreporter.de!