Mobilitätskolumne: Bonn ist überall – Wie die wirtschaftliche Elite die Verkehrswende bremst

Geld, Plakate und das Recht des Stärkeren: In vielen Städten kämpfen Wirtschaftsverbände gegen eine gerechtere Verkehrspolitik – und schaden sich am Ende selbst.

vom Recherche-Kollektiv Busy Streets:
3 Minuten
Aufsteller der Kampagne „Vorfahrt Vernunft“ in Bonn

Neulich in Bonn. Vor einem Schreibwarenladen, genauer gesagt: mitten auf dem Bürgersteig, thront ein Plakat. Die Aufschrift: „Parkraumschutzgebiet“, eingerahmt in einem grünen Dreieck. Es ist eine Anspielung auf das bekannte Naturschutzgebiet-Schild, mit einem wichtigen Unterschied. Statt eines Vogels befindet sich ein Auto in der Mitte des Dreiecks.

Ist das ein schlechter Scherz? Satire? Kunst?

Nein, es ist Teil einer Kampagne. Ein paar hundert Meter weiter, am Sitz der Industrie- und Handelskammer (IHK), hängt ein ähnliches Plakat an der Fassade. „Raus aus dem Stau“, steht darauf. Und wieder eine Art Verkehrsschild, diesmal mit rotem Dreieck und mehreren Auto-Piktogrammen.

Die Kampagne heißt „Vorfahrt Vernunft“ und wird von der Bonner IHK, der Kreishandwerkerschaft, der Kölner Handwerkskammer, dem Eigentümerverband Haus&Grund, dem Einzelhandelsverband und der Gewerbevereinigung „Bonner City-Marketing“ getragen.

Die mächtige Wirtschaftselite tut sich zusammen, um die Verkehrswende zu bekämpfen – beziehungsweise „richtig“ zu gestalten, wie es auf der dazugehörigen Homepage heißt. Als bloße Nein-Sager will man ja nicht gelten.

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