Wissenschaft und Politik: Recherchen hinter den Kulissen von Hochschulen, Forschung und Ministerien
Milliarden von Euro fließen jährlich in Deutschlands Wissenschaftsbetrieb. Doch was passiert damit? Bereitet die Wissenschaftspolitik das Land gut auf seine Zukunft vor?
Wie wichtig die Wissenschaft ist, wird uns ständig vor Augen geführt. Wenn wir bei RiffReporter über die Corona-Pandemie, die Klimakrise oder über unsere Energieversorgung berichten, geht es oft um aktuelle Forschungsergebnisse.
Ob wir uns impfen lassen, Handys benutzen oder Solarpanelen aufs Dach schrauben – ein paar Wochen, Monate oder Jahre zuvor haben Forschende an Hochschulen, in Instituten oder Firmen dafür gearbeitet. Doch wie Wissenschaft arbeitet, erfahren wir selten. Daran wollen wir bei RiffReporter nun etwas ändern.
In unserem neuen Projekt „Wissenschaft & Politik“ werden wir uns regelmäßig damit beschäftigen, was hinter den Kulissen der Wissenschaft passiert. Wir wollen zum Beispiel darüber berichten, wie gut das Bundesforschungsministerium die Wissenschaft in Deutschland fördert und die vielen Milliarden Euro Steuermittel pro Jahr einsetzt, was an Hochschulen und in Instituten passiert und was junge Menschen in der Forschung erwartet.
Wissenschaft ist überall
Wir starten als Duo: Christine Prußky war Leiterin der Deutschen Universitätszeitung DUZ, bevor sie sich als Wissenschaftsjournalistin, Dozentin und Mediatorin selbständig machte. Als freie Autorin gehört sie zum Team von ZEIT Wissen und produziert regelmäßig ZEITWissen3, den Newsletter für die akademische Community. Von ihr stammt bei RiffReporter ein Portrait der schleswig-holsteinischen Bildungsministerin Karin Prien.
Christian Schwägerl hat schon als Korrespondent für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und den Spiegel über Wissenschaftspolitik berichtet. Bei RiffReporter erschien zu unserem Thema etwa sein Essay über den großen, weltweiten Protestmarsch der Wissenschaft oder das Interview mit unzufriedenen Jung-Akademikerinnen und -akademikern.
Wir verstehen Wissenschaft als festen Teil der Gesellschaft, nicht als etwas Externes. So sind Hochschulen zum Beispiel so wie wir alle von den aktuellen Energieproblemen betroffen.
Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf verbraucht jährlich allein so viel Strom wie 8350 Vier-Personen-Haushalte, die in Einfamilienhäusern leben. „Die Hochschulen haben sich gegenüber dem Land NRW verpflichtet, 20 % Energie einzusparen. Um das zu erreichen, wurde das Warmwassernetzwerk abgeschaltet und es werden die Temperaturen in den Gebäuden abends früher abgesenkt. Außerdem gelten neue Öffnungszeiten f. die Bibliotheken“, twitterte Rektorin Anja Steinbeck unlängst. Doch wird das reichen? Welche Forschungsprojekte, welche Stellen in Wissenschaft und Management werden gestrichen?
Teilen Sie Ihre Fragen und Ideen zur Wissenschaft mit uns
Finden Sie solche Themen spannend? Das würde uns freuen. Noch mehr würde uns freuen, wenn Sie uns Ideen, Anregungen und Fragen schicken würden, die wir bei „Wissenschaft & Politik“ aufgreifen könnten. Und wenn Sie dieses Thema so gar nicht anspricht, würde uns interessieren, warum, und was wir daran ändern können. Schließlich arbeiten wir hier ja für Sie. Schreiben Sie uns eine E-Mail.
Als Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten ist es unser Job, alle Akteure des Wissenschaftssystems mit Distanz und Skepsis zu beobachten. Wir sind eben nicht, wie es so gerne heißt, Teil der „Wissenschaftskommunikation“, sondern ihr kritisches Gegenüber. Wissenschaftskommunikation wird von Institutionen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geleistet, die nicht nur Forschungsergebnisse mitteilen, sondern dabei auch völlig legitim ihre eigenen institutionellen Interessen vertreten.
Kompetitive Vergabeverfahren tragen dazu bei, dass ein regelrechtes Wettrüsten eingesetzt hat, wer in Rankings besser abschneidet, wer die geldgebenden Ministerien noch glanzvoller beeindrucken, wer sich in der Öffentlichkeit noch effektiver als „Elite“ inszenieren kann.
In der Pressemitteilung einer Hochschule wird kaum je stehen, dass die Hochschule zwei Städte weiter eigentlich viel bessere Arbeit leistet. Ebenso wenig wird thematisiert, dass man Steuermittel vielleicht effizienter hätte einsetzen können oder dass Forschende anderswo mehr herausgefunden und ihre Erkenntnisse besser umgesetzt haben.
Auf das Positive, Interessante und eben auch das Negative im Wissenschaftsbetrieb unabhängig, fair und kritisch zu schauen und darüber zu berichten – das soll Wissenschaftsjournalismus leisten.
Sehr wichtig nehmen wir, dass Wissenschaft kein geschlossener Betrieb ist. Der Historiker Jürgen Renn hat in einem Interview, das zuerst in der FAZ und nun auch bei RiffReporter erschienen ist, so formuliert: „Die Wissenschaft ist richtig verstanden kein Eliteunternehmen, sondern ein menschliches Gemeinschaftsunternehmen. Jeder sollte mitwirken können und durch Wissenschaft in die Lage kommen, seine persönliche Situation mit den globalen Veränderungen verbinden zu können.“
Das ist ein gutes Ziel auch für unser Projekt „Wissenschaft & Politik“.