Vor der Wahl in Australien: Kohle, Atommeiler und patriotische Trump-eten

Am 3. Mai wird in Australien gewählt: Labour-Regierungschef Anthony Albanese will im Amt bleiben, sein Konkurrent träumt von Atomkraft, Grüne und Unabhängige werden stärker – und einer bläst in die Trump-ete.

vom Recherche-Kollektiv Weltreporter:
7 Minuten
Die riesige Australische Flagge, die sonst über dem Parlament in Canberra weht, in einer Luftaufnahme umringt von Schulkindern. Sie soll vor der Wahl an die Demokratie erinnern.

Wahlkampf in Australien ist – verglichen mit den Pauken, Trompeten, Lügenkampagnen und dem Cheerleading-Lärm in den USA – eine eher beschauliche Sache: ein teures, aber langsames Schildkrötenrennen, mitfinanziert von Bergbaufirmen und Philantropen, für das die Kandidaten viele Flugstunden durch das große Land reisen, aber wenig TV-Drama bieten. Da Wählen auf dem Südhalbkugelkontinent nicht nur Recht, sondern auch Pflicht ist, muss keine Partei Australierïnnen mit absurden Versprechungen vom Strand zur Urne locken. Und zeitlich überschaubar ist der Kampf um die Wählergunst auch: 2025 dauert er exakt 36 Tage. Ausgesucht und angekündigt wird der Termin vom jeweiligen Premierminister, diesmal von Anthony Albanese, der sich Ende März für den ersten Maisonntag entschied.

Weder „Albo“ – wie die Australier den Labourchef mit der ihnen typischen Freude für Abkürzungen und Spitznahmen nennen – noch sein konservativer Herausforderer Peter Dutton drohen Neuseeland einzugemeinden, Impfen zu verbieten oder den Indischen Ozean umzubennennen. Langeweile herrscht trotzdem nicht, denn auch in Australien geht es am ersten Maisonntag um einiges: Fragt man die zwei großen Parteien – Labour und Liberals/Nationals – geht es vor allem um gestiegene Lebenshaltungskosten, die Wirtschaft, Inflation und fehlenden Wohnraum. Exorbitant gestiegene Mieten und hohe Immobilienpreise haben die beiden großen Parteien allerdings größtenteils selbst mitverursacht. Fragt man Grüne und die stärker werdenden unabhängigen Kandidatinnen, geht es außerdem um Klimaschutz, Gas, Kohle, Ozeane, Umweltskandale und Steuergeschenke für fossile Energieproduzenten.

Eine Collage in schrillem Gelb zeigt Wahlkampfmaterial von Clive Palmers neue Partei „Trumpet of Patriots“ vor Australiens Parlamentswahl.
Clive Palmers neue Partei „Trumpet of Patriots“ wirbt in Australien vor der Parlamentswahl in schrill gelben Tönen.
Während einer Anti-Nuklear-Protest rollt ein Demonstrierender im Schutzanzug in Melbourne auf die Gefahren von Atomenergie und radioaktivem Abfall aufmerksam.
Während einer Anti-Nuklear-Demonstration macht ein Protestierender im März in Melbourne auf die Gefahren von Atomenergie und radioaktivem Abfall aufmerksam. Oppositionsführer Peter Dutton will in Australien Atomenergie einführen.
Eine Karte von Australien mit den Fotos von 35 Unabhängigen Kandidaten in Australien.
In vielen Wahlbezirken sind Unabhängige - Independents - zur ernsthaften Konkurrenz für die zwei etablieren großen Parteien geworden. Viele von ihnen stellen Klimaschutz sowie regionale Themen in den Vordergrund.
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