BRICS-Gipfel in Südafrika: Schwellenländer beraten über Erweiterung und eine multipolare Welt

Bisher sind Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika Teil der BRICS. Aber das Bündnis könnte wachsen: Über zwanzig Länder wollen sich anschließen. Ihr gemeinsames Ziel: eine Reform der Vereinten Nationen, eine multipolare Welt, die nicht länger von wenigen Supermächten dominiert wird. Aber nicht in allen Punkten herrscht Einigkeit.

vom Recherche-Kollektiv Weltreporter:
11 Minuten
Ein Blick auf die Skyline und die Hochhäuser in Johannesburg

In Südafrika waren Vertreter der BRICS-Staaten in der letzten Zeit allgegenwärtig. Die Außenminister von Brasilien, Russland, Indien und China trafen sich in Kapstadt mit ihrer südafrikanischen Kollegin. Wirtschaftsvertreter, Sicherheitsexperten, Wissenschaftler und junge Delegierte kamen zu Tagungen zusammen. Vorbereitung auf das Gipfel-Treffen der Staats- und Regierungschefs der fünf BRICS-Länder in Johannesburg.

Delegierte sitzen in einem Saal, auf der Bühne steht eine junge Frau, die gerade eine Präsentation hält, hinter Ihr ist das BRICS Logo zu sehen.
Debatten vor dem Gipfeltreffen beim BRICS Youth Summit in Durban

Professor Fulufhelo Netswera kann es kaum erwarten. Er lehrt an der Durban University of Technology und hat vor zwei Jahren das BRICS Research Institute gegründet. „Das ist eine richtige Bewegung geworden. Alle, die Forschung mit BRICS-Bezug betreiben, schließen sich uns an“, sagt er. Akademiker aus allen fünf Staaten haben sich zunächst mit den Themen Multilateralismus und Unternehmertum beschäftigt. Dazu kommen jetzt Klimawandel, Finanzen, öffentliche Verwaltung, Frieden und Sicherheit. „Wir haben bereits in diesem Jahr die Ziele erreicht, die uns bis 2024 gesetzt wurden“, betont Netswera.

Die BRICS sind in Aufbruchstimmung

Ein solcher Elan ist bei vielen BRICS-Institutionen und -Treffen zu spüren. Es herrscht Aufbruchstimmung. Über 40 Prozent der Weltbevölkerung leben in den fünf BRICS-Ländern Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Sie tragen mittlerweile mehr zum globalen Bruttoinlandsprodukt bei als die G7-Staaten, die etablierten Industrieländer. Das könnten diese nicht länger ignorieren, sagt Netswera. Tatsächlich wurden die BRICS bei ihrer Gründung 2009 vom Westen eher belächelt. Diese Zeiten sind nun vorbei. Nicht nur wegen der Wirtschaftskraft der fünf Staaten, sondern auch weil ihre geopolitische Bedeutung zunimmt.

Die südafrikanische BRICS-Präsidentschaft sei deshalb eine der interessantesten, so Netswera. „Zum einen ist die Kluft zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden derzeit besonders groß. Das liegt auch am Krieg in der Ukraine. Gleichzeitig wollen über zwanzig Staaten den BRICS beitreten.“ Die Erweiterung des Bündnisses ist eines der Hauptthemen des Gipfels. Außerdem eine stärkere Unabhängigkeit vom US-Dollar. Statt einer Welt, die von einigen wenigen Supermächten dominiert wird, streben die BRICS eine multipolare Ordnung an.

Der Sonderbotschafter sitzt rechts im Bild auf einem Sessel, daneben eine Professorin, sie hören der Begrüßung vor der Vorlesung zu
BRICS-Sonderbotschafter Anil Sooklal war zu Gast an der Universität von KwaZulu-Natal
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