Omikron in Südafrika

Was dafür spricht, dass Corona endemisch wird, und wie sich das Land auf den Alltag mit dem Virus vorbereitet.

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
4 Minuten
Von dem Wissenschaftler sind nur die Hände in medizinischen Handschuhen zu sehen, eine Pipette und Teströhrchen.

Mitte November wurde die Omikron-Variante von Forschern in Südafrika identifiziert. Die Zahl der Infektionen stieg rapide und fiel dann ähnlich rapide wieder ab. Bereits Ende Dezember war der Höhepunkt der Omikron-Welle erreicht, in wenigen Wochen werde sie ganz abgeebbt sein, prognostizieren Wissenschaftler. Da die befürchtete Überlastung des Gesundheitssystems ausblieb, hat die Regierung einen „pragmatischen Weg“ eingeschlagen und diverse Maßnahmen gelockert. Das Ende der Pandemie scheint zumindest am Kap der guten Hoffnung in greifbarer Nähe, aber von einer Entspannung kann deshalb noch keine Rede sein.

Wie entwickelt sich das Infektionsgeschehen in Südafrika derzeit?

Die Zahl der Neuinfektionen nimmt weiter ab – im Schnitt lag sie in dieser Woche bei rund 6.000 Fällen am Tag. Beim Höchststand Mitte Dezember waren es über 20.500 gewesen. Wissenschaftler haben nun bestätigt, was sich bereits angedeutet hatte: Im Gegensatz zu vorherigen Wellen haben asymptomatische Fälle das Omikron-Infektionsgeschehen maßgeblich angetrieben.

Positive Tests waren in den Krankenhäusern oft Zufallsbefunde, mildere Verläufe eher die Regel als die Ausnahme. Wesentlich weniger Patienten mussten wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus behandelt werden und wurden schneller entlassen, die Intensivstationen stießen nicht an ihre Kapazitätsgrenze, die Zahl der Todesfälle war deutlich niedriger und auch die Übersterblichkeit hielt sich im Vergleich zu vorherigen Wellen in Grenzen.

Die Hälfte der Covid-Patienten seit Beginn der Pandemie seien während der verheerenden Delta-Welle gestorben – nur fünf Prozent in der abebbenden Omikron-Welle, sagt Professor Shabir Mahdi von der Witwatersrand Universität in Johannesburg. Wissenschaftler wie er führen das auf eine Kombination verschiedener Faktoren zurück: Die Eigenschaften der Virus-Variante, die hohe Zahl der Genesenen und den Schutz durch Impfungen.

Dabei ist der zweite Aspekt offenbar entscheidend: Studien weisen darauf hin, dass sich über 70 Prozent der Südafrikanerïnnen bereits in einer der ersten drei Wellen mit dem Corona-Virus infiziert hatten. Dabei sind etwa drei Viertel der Bevölkerung noch nicht vollständig geimpft. Die Tatsache, dass die Omikron-Welle in Südafrika vergleichsweise glimpflich verlaufen sei, betonen Forscher, dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass Südafrika mit seinen fast 60 Millionen Einwohnern schon knapp 93.000 Corona-Tote beklagen musste.

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