„Er soll mich anschauen“: Gambias Jungler Prozess „schwierig“ für das Opfer
Gambia – das kleinste Land Westafrikas – gerät weltweit in die Schlagzeilen, da in Celle der erste internationale Prozess gegen ein Mitglied einer „präsidialen Todesschwadron“ beginnt. Zwei Opfer sagen, dass die Gerechtigkeit noch lange nicht erreicht ist.
Deyda Hydara, der Gründer der unabhängigen gambischen Zeitung The Point, wurde am 16. Dezember 2004, dem Geburtstag seiner Frau, ermordet. Dieses Datum fiel mit dem 13. Jahrestag der Gründung seiner Zeitung zusammen. Was als Feier begann, wurde zu einem von zahlreichen politisch motivierten Morden in Gambia. Hydara wurde in der Abenddämmerung durch Schüsse aus einem vorbeifahrenden Auto getötet.
Achtzehn Jahre später sitzt Hydaras mutmaßlicher Mörder vor einem deutschen Gericht. Er trägt eine Winterjacke mit Kapuze und hält ein Stück grüne Pappe in der Hand, um sein Gesicht vor den Kameras der Medien zu verbergen.
Der schlanke, in Handschellen gefesselte Mann heißt Bai, L., und soll Mitglied einer Todesschwadron in Gambia gewesen sein.
Der frühere Präsident Gambias, Yahya Jammeh, hatte in den 90er Jahren, zu Beginn seiner 22-jährigen Diktatur, eine Armee ausgebildeter Soldaten aufgestellt, die er „Junglers“ nannte.
Menschenrechtsaktivisten, Journalisten, Opfer und jetzt auch Staatsanwälte haben diese Soldaten als „präsidiale Todesschwadron“ bezeichnet, ein „Killerkommando“, das angeblich ausgebildet wurde, um auf Jammehs Befehl Morde, gewaltsames Verschwindenlassen und Entführungen zu begehen.
Jammehs Herrschaft endet 2016, als er eine Wahl verlor und ins Exil nach Äquatorialguinea floh. Seitdem wurden Mitglieder von Jammehs „Junglers“ in den USA und der Schweiz angeklagt. Aber es ist Deutschland, in dem auf die Anklage nun auch der Prozess folgt. Bai L. ist laut Staatsanwaltschaft ein mutmaßlicher „Jungler“, dem die Morde an der Zeitungsredakteur und AFP-Korrespondent Deyda Hydara, dem Oppositionspolitiker Dawda Nyassi und der versuchte Mord an dem Rechtsanwalt Ousmann Sillah zur Last gelegt werden. Der Prozess wird voraussichtlich bis 2023 dauern.
Baba Hydara, 45, Journalist und Deydas ältester Sohn, sitzt in demselben gläsernen deutschen Gerichtssaal, in dem der Prozess stattfindet. Hydara ist Mitkläger in dem Verfahren gegen Bai L. Der Mann, der jetzt die Zeitung seines Vaters mit herausgibt, sagt, dass die ersten beiden Tage des Prozesses schwierig waren.
Wir hören von zwei Opfern: zuerst von Baba Hydara und anschließend von Ayesha Haruna Jammeh, deren Vater ebenfalls ermordet wurde.
Wie haben Sie sich gefühlt, am Tag des Prozessauftakts? Was ist Ihnen aufgefallen?
Baba Hydara (BH): Ich dachte nicht, dass es so sein würde, aber er hat wirklich versucht, sich zu verstecken. Nachdem man so ein grausames Verbrechen begangen hat, sollte man meiner Meinung nach nicht das Recht haben, sein Gesicht zu verbergen. Es war wirklich seltsam, ihn zum ersten Mal zu sehen. Ich kannte den Kerl nicht einmal. Und nun saß er auf einmal nur etwa einen Meter von mir entfernt. Meine Augen waren die ganze Zeit auf ihn gerichtet, um zu sehen, ob er mich überhaupt ansieht, aber es waren nur kurze Blicke. Es waren wirklich sehr schwierige zwei Tage, aber ich habe sie überstanden. Ich hatte gemischte Gefühle, weil wir 18 Jahre lang auf diesen Moment gewartet hatten. Und endlich war es soweit. Zwar weit weg von zu Hause, aber immerhin . Darüber sind wir wirklich froh. Es war ein Gefühl der Erleichterung.
Was können Sie uns über diese erste Woche erzählen?
BH: Die ersten beiden Tage waren dem leitenden Ermittler gewidmet. Er berichtete über die Zeit vor, während und nach der Verhaftung und über die Gegenstände, die sie in seinem (Bai L.) Zimmer und in der Wohnung, in der er lebte, fanden. Am ersten Tag ging es vor allem um das Beweis-Material, das in seinem Zimmer gefunden worden war. Am zweiten Tag standen dann die Daten des Telefons, die ebenfalls an diesem Ort gefunden wurden, im Mittelpunkt.
Viele Leute (zu Hause in Gambia) begrüßen den Prozess in Deutschland, aber wie bei allem gibt es auch hier Leute, die dagegen sind. Denn wie Sie wissen, hat Yahya Jammeh dort (in Gambia) immer noch seine Leute, die ihn unterstützen. Er hat noch immer Rückhalt in seiner Partei und seine politischen Freunde werden nicht glücklich darüber sein, dass die Berichterstattung über den Prozess erneut die Aufmerksamkeit auf Jammeh lenkt.
Das Gericht stellte 15 Plätze für akkreditierte Journalist*innen zur Verfügung, von denen nur einer für die gambische Presse bestimmt war. Der Prozess findet in deutscher Sprache ohne Dolmetschung statt. Wie haben die Gambier diesen Prozess verfolgt, bzw. konnten sie ihn verfolgen?
BH: Das Problem ist, dass wir ein paar tausend Kilometer von zu Hause entfernt sind. Die deutschen Behörden dachten vielleicht, dass es keine Gambier geben würde, die den ganzen Weg kommen würden, allein um den Prozess zu verfolgen und darüber zu berichten. Und um ehrlich zu sein, gibt es auch niemanden, der das getan hat.
Wir haben mit Professoren (Professor Kai Ambos und Dr. Alexander Heinze vom Institut für Strafrecht und Justiz der Georg-August-Universität, Göttingen, in Zusammenarbeit mit der Göttinger Sektion der European Law Students' Association) vereinbart, dass drei bis vier deutsche Studenten den Prozess für uns verfolgen und dokumentieren. Sie werden jeden Tag im Gericht anwesend sein. Ich habe sie beim Prozessauftakt getroffen. Sie übersetzen, was vor Gericht passiert ist, und senden diese Übersetzungen an unsere Zeitung The Point. Die Redaktion leitet sie dann an Nachrichtenagenturen in Gambia weiter.
Als Nebenkläger – können Sie vor Gericht Erklärungen abgeben, Akteneinsicht nehmen und die Aufnahme weiterer Beweise beantragen. Und Sie können sogar Zeugen und Sachverständigen Fragen stellen. Welche dieser Rechte werden Sie wohl wahrnehmen?
BH: Alle, wenn möglich. Seit dem zweiten Tag arbeite ich mit meinem Anwalt zusammen, um die Fragen für die Hauptuntersuchung vorzubereiten. Ich verstehe langsam die Arbeitsweise dieses Gerichtsverfahrens. Ich werde das, was mir im Rahmen des deutschen Rechts möglich ist, ausschöpfen, um sicherzustellen, dass mein Vater Gerechtigkeit erfährt.
In Gambia hat das Komitee für Wahrheit, Versöhnung und Wiedergutmachung seine Arbeit aufgenommen. Einige der Täter haben ihre Taten diesem Gremium gegenüber oder in Interviews mit gambischen Medien zugegeben. Aber Kritiker bemängeln, dass es keine Gerechtigkeit gegeben hat, dass niemand vor Gericht gebracht wurde (seit fast vier Jahren). Im Gegensatz dazu wird diesem deutschen Gericht zugetraut, den Gambiern eine Chance auf Gerechtigkeit zu geben. Wie fühlen Sie sich, als Zeuge dieser beiden unterschiedlichen Realitäten?
BH: Als Opfer ist es wirklich schwer, mitanzusehen, wie jemand, der einen Mord begangen hat, weiter auf freiem Fuß ist, ohne dass ihm vergeben wurde oder er begnadigt wurde. Wir haben früh verstanden, dass sie (die ehemaligen „Jungler“ in Gambia, die ihre Taten gestanden haben) ohne Anklage verhaftet wurden. Und auch ohne Anklage für einige Jahre festgehalten wurden. Das ist ein Verstoß gegen ihre Rechte. Das könnte später sogar zu einem Problem werden, wenn sie vor Gericht gebracht werden. Es gab also eine Menge technischer Details, die der damalige Justizminister nicht beachtet hat, als er all diese „Junglers“ in Haft nahm. Deshalb muss ich das jetzt, unter Beachtung der Rechtsstaatlichkeit, tolerieren, aber nicht akzeptieren. Ich muss tolerieren, dass sie wieder auf freiem Fuss sind. Aber ich weiß, dass auch sie bald vor Gericht stehen werden, genau wie Bai L.
Lassen Sie uns jetzt über Ihren Vater sprechen, was ist Ihre schönste Erinnerung an Ihren Vater in diesen letzten Tagen, vor allem, weil sein Name jetzt wieder in der ganzen Welt zu hören ist.
BH: Er war ein guter Journalist, ein guter Moslem, ein guter Vater und auch ein guter Chef. Ich will nicht sagen, dass er perfekt war. Aber ich habe ihn als einen sehr großzügigen Menschen in Erinnerung, der immer ein offenes Ohr für andere hatte, der anderen immer helfen wollte. Der dafür sorgte, dass er sich Zeit für alle nimmt, auch für die weniger Glücklichen. Er gab Ratschläge, half den Journalisten, die für ihn arbeiteten, sich weiterzubilden. Die Liste könnte ich noch weiter fortsetzen. Er hat so viel für den Journalismus in Gambia getan. Wir werden diesen Namen im Zusammenhang mit dem gambischen Journalismus nie vergessen. Er war also ein toller Mann, das kann ich sagen. Er war ein toller Mann.
Wenn Sie könnten, was würden Sie Bai L. gerne sagen?
BH: Er sollte mich ansehen. Sich nicht hinter seinem Kapuzenpulli verstecken, sondern mich anschauen. Denn er hat meinen Vater getötet, also kann er sich nicht vor mir verstecken.
Die mutmaßlichen Verbrechen des ehemaligen Präsidenten Yahya Jammeh wurden von Menschenrechtsaktivisten untersucht, noch bevor der Ausschuss für Wahrheit, Versöhnung und Wiedergutmachung (TRRC) in Gambia 2018 seine Arbeit aufnahm.
Im Jahr 2013 gab der angeklagte „Jungler“ Bai L. einem Radiomoderator ein sogenanntes Geständnisinterview, in dem er die Morde, für die er vor dem Oberlandesgericht in Celle angeklagt ist, ausführlich beschrieb. Bis 2021 sagten mindestens 400 Opfer und Täter vor der TRRC aus und erwähnten, dass das Killerkommando für die Ermordung von Hydara jeweils 1000 Dollar erhielt und dass Jammeh die Tötung von 59 Migranten anordnete, weil er sie für Söldner aus Burkina Faso hielt, die ihn stürzen sollten.
Auf der von der TRRC erstellten Liste von mindestens 250 Todesopfern steht auch der Name von Haruna Jammeh, einem Hotelmanager und Cousin des ehemaligen Präsidenten Yahya Jammeh. Er wurde zuletzt 2005 gesehen, als er von einem „Jungler“ festgenommen wurde, der später vor der TRRC aussagte.
Nachdem Yahya Jammeh ins Exil geflohen war, wandte sich Harunas Familie an die Presse. Während seine Söhne und seine Witwe mit der internationalen Presse sprachen, gründete seine Tochter Ayeshah Haruna Jammeh 2017 gemeinsam mit anderen Opferfamilien das Gambia Centre for Victims of Human Rights Violations. Auch diese, in den sozialen Medien sehr präsente Gruppe, verfolgt den Prozess in Celle aufmerksam.
Sie sind mit der Person, die den Auftrag zur Ermordung ihres Vaters in Auftrag gegeben haben soll, eng verwandt. Und Sie organisieren diese Gruppe gegen ihn. Wie ist das in ihrer Heimat aufgenommen worden?
Ayesha Haruna Jammeh (Ayesha H-J): Es wäre definitiv eine Lüge zu sagen, dass es einfach ist. Das ist es nicht. Es ist schwierig für mich. Viele Leute aus meinem Dorf haben das Gefühl, dass ich gegen meine eigenen Leute kämpfe. Der Bevölkerungsgruppe, der wir angehören, neigt dazu, sich gegenseitig so sehr zu beschützen, dass sie nie gegen dich kämpfen würden. Aber für mich geht es mehr um den Kampf gegen Ungerechtigkeit. Als mein Vater verschwand, sagten die Leute, der Präsident habe seinen eigenen Cousin getötet. Aber unter diesen Leuten waren keine Familienmitglieder. Keiner von uns äußerte sich dazu, weil der Präsident noch im Land war. Wir mussten meiner Mutter schwören, dass wir unsere Geschichte mit niemandem teilen werden. In der Schule haben wir unsere Identität versteckt, denn wenn wir unseren Nachnamen nennen, lautet die nächste Frage: 'Seid ihr mit Ex-Präsident Jammeh verwandt?', und wir antworten: 'Nein, wir sind nicht mit ihm verwandt'; wir nennen einen anderen Clan. Wir haben also fast 14,15 Jahre lang geschwiegen. Als wir das erste Mal unsere Geschichte erzählten, fand ich es wirklich wichtig, dass die Leute von uns, den Kindern von Haruna hörten, dass unser Vater tatsächlich getötet wurde. Ich habe zwei Familienmitglieder verloren: meinen Vater und die Schwester meines Vaters. Sie war die Einzige, die zu Jammeh ging und sagte: 'Ich weiß, dass Du für das Verschwinden meines Bruders verantwortlich bist. Du musst ihn (seinen Leichnam) aushändigen, sonst wird Dir etwas Schreckliches passieren.' Daraufhin ordnete er auch noch die Ermordung meiner Tante an. Ich glaube, meine Geschichte ist sehr wichtig für die Opfer, die sich nicht zu Wort melden. Wenn Yahya Jammeh tatsächlich seinen eigenen Cousin töten konnte, würde er niemanden verschonen. Als wir unsere Geschichte erzählten, hat das viele Menschen inspiriert, sich zu äußern.
Sie sind in Gambia; wie verfolgen die Menschen den Prozess?
Ayesha H-J: Er hat in den sozialen Medien viel Aufmerksamkeit erregt. Viele Menschen freuen sich… Es gab viele Rückmeldungen, Kommentare, Tweets und Retweets in den sozialen Medien, was eine gute Sache ist. Viele Menschen haben vielleicht Zugang zu den sozialen Medien, aber es gibt auch Angehörige von Opfern, die in Gemeinden leben, die weit von der Hauptstadt (Banjul) entfernt sind. Viele Menschen engagieren sich nicht, weil die politische Situation des Landes so kompliziert ist und die Menschen so sehr miteinander verbunden sind. Die Menschen neigen dazu, einfach zu schweigen, und selbst wenn sie Menschenrechtsverletzungen erlebt haben, wollen sie sich nicht äußern, denn wenn sie sich äußern, könnten selbst ihre Familienmitglieder hinter ihnen her sein. Es geht eher um einen Schutz davor, als jemand bezeichnet zu werden, der gegen die eigenen Leute kämpft.
Ich weiß auch, dass Teile der amtierenden gambischen Regierung alles tun, um sicherzustellen, dass diese „Jungler“ vor Gericht gestellt werden… das Justizministerium hat sogar am Tag des Prozesses (in Celle) eine Presseerklärung veröffentlicht (darin wird das Verfahren ausdrücklich begrüßt).
Aber auch Präsident Barrow selbst müßte sich dafür stark machen. Ich habe das Gefühl, dass er nicht den politischen Willen hat, wenn es um die juristische Aufarbeitung dieser Fälle in Gambia geht. Vor kurzem hat er den Mehrheitsführer der Partei des ehemaligen Präsidenten (Jammeh) zum Sprecher der Nationalversammlung ernannt. Auch der neue stellvertretende Sprecher hatte mit dem ehemaligen Präsidenten zusammengearbeitet: Er war mit Jammeh nach Äquatorialguinea geflohen, kehrte dann jedoch zurück und trat der Partei von Präsident Barrow bei. Und nun hat Präsident Barrow ihn zum stellvertretenden Parlamentspräsidenten ernannt. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Opfer. Bei Reden in der Öffentlichkeit betont er immer: 'Ich will, dass wir uns versöhnen. Ich möchte, dass Gambia sich versöhnt und vorwärts kommt.' Es kann keine Versöhnung geben und Gambia kann nicht vorankommen, wenn die Aufgaben der Übergangsjustiz nicht erfüllt werden.
Wenn ich sage, dass sie nicht erfüllt werden, bedeutet das, dass der Gerechtigkeit nicht Genüge getan wird. Und Gerechtigkeit kann in jeder Form erfolgen, z. B. durch die Zahlung von Entschädigungen an die Opfer und ihre Hinterbliebenen oder indem sichergestellt wird, dass Opfer, die dringend medizinische Behandlung benötigen, angemessene medizinische Unterstützung erhalten. Wir haben Opfer, die ihre Väter verloren haben. Mein Vater wurde getötet, als ich 13,14 Jahre alt war. Und bis heute wissen wir nicht einmal, wo mein Vater begraben ist. Wir konnten mit seinem Tod noch nicht abschließen. Und Bai L. und andere „Jungler“ waren für diese Verbrechen verantwortlich. Wie werden wir uns versöhnen?
Was ist Ihnen bei den TRRC-Verfahren besonders aufgefallen?
Ayeshah H-J: In Hinblick auf einige der Regeln, die er (Yahya Jammeh) im Dorf aufgestellt hat, sagte mein Vater: „Du musst das nicht tun. Dass er der Präsident ist, bedeutet nicht, dass er die Menschen im Dorf so behandeln darf.' Denn der Präsident fing an, seine eigenen Leute zu misshandeln. Zu den Regeln, auf die sich Ayesha bezieht, gehört auch die Behauptung des ehemaligen Staatschefs, AIDS und Unfruchtbarkeit mit Zaubertränken heilen zu können. Er zwang die alten Frauen und Männer, Gebräu zu trinken und nannte sie Hexen. Mein Vater war absolut gegen diese abscheulichen Taten, die er beging.
Das ging auch aus den Aussagen der “Jungler„ vor der TRRC hervor. Ich kann mich genau daran erinnern, dass einem der “Jungler„ diese Frage gestellt wurde: “Wer war die eine Person, die zum ehemaligen Präsidenten ging und ihm sagte, dass das, was er tut, nicht richtig sei?„ Dann erwähnte er meinen Vater. Er sagte, mein Vater sei die einzige Person gewesen, die zum Präsidenten gegangen sei und ihm ins Gesicht gesagt habe: “Was Du tust, ist falsch. Du bist ein Präsident und solltest Dich auch wie einer verhalten„. Er sagte, dass mein Vater am Ende des Tages bei den Gemeindemitgliedern meines Dorfes berühmt wurde.
Der “Jungler", der meinen Vater verhaftet hat, war eine Person, die wir kannten. Er kam ein paar Mal zum Essen, meine Mutter kochte für ihn. Er weinte, als er aussagte, aber ich weiß, dass das eine Taktik war, um Mitleid zu erwecken oder was auch immer.
Fühlen Sie sich sicher, wenn Sie das alles tun?
Ayeshah H-J: Nun, um ehrlich zu sein, wäre es zynisch, das zu behaupten. Seit mein Vater verschwunden ist, habe ich keinen Fuß mehr in mein Dorf gesetzt. Nicht ich, nicht mein älterer Bruder, nicht mein jüngerer Bruder, nicht meine Mutter, keiner von uns ist ins Dorf zurückgekehrt. Als meine Großmutter starb, konnten wir nicht zu ihrer Beerdigung fahren, um ihr die letzte Ehre zu erweisen, weil wir Angst hatten… weil wir jetzt als Kämpfer gegen unsere eigenen Leute verleumdet werden. In den sozialen Medien wird mir oft vorgeworfen, dass ich gegen meine eigenen Leute kämpfe, manchmal werden schlechte Dinge über mich gesagt, aber ich ignoriere all das einfach. Ich konzentriere mich darauf, zusammen mit anderen Opfern Gerechtigkeit für das zu bekommen, was ihren Angehörigen und meinem Vater zugestoßen ist. Yahya Jammeh hat die Menschen um vieles gebracht: die Familie, die Liebe einer Familie. Und um ehrlich zu sein, bin ich nicht in Sicherheit, denn es gibt immer noch Leute im (politischen) System, die früher für Yahya Jammeh gearbeitet haben. Drohungen, Bedrohungen oder Beschimpfungen würden mich also nicht von dem Kampf abhalten, den ich begonnen habe.