Parlamentswahl in Polen: Junge Menschen haben die PiS abgewählt

Noch nie haben so viele Menschen in Polen gewählt, selten waren es so viele junge Leute. Das ist ein gutes Zeichen für Polens Demokratie, auch wenn nicht alle für Demokratie gestimmt haben. Klar ist: Die jungen Menschen in Polen haben die amtierende Regierung abgewählt und sich für eine neue Zukunft entschieden. Ein Kommentar.

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eine Gruppe von Menschen, die Schilder halten. Eine Frau hält ein Schild mit dem Spruch "Watch me Vote"

Von Anfang an galt sie als Schicksalswahl, die Parlamentswahl in Polen. Schicksalhaft ist sie aber besonders für eine Wählergruppe: die der jungen Pol:innen, die am Wochenende möglicherweise ihre Zukunft an der Wahlurne entschieden haben. Denn eines zeichnet sich ganz deutlich ab. Hätte diese Wahl bloß unter 18– bis 29-Jährigen stattgefunden, wären die Rechtspopulisten der PiS direkt abgewählt worden.

In dieser Altersgruppe ist der orangefarbene Balken, der die Oppositionspartei KO von Donald Tusk markiert, laut der Prognosen vom Wahltag ganz vorn. Die meisten Jungen stimmten mit 28 Prozent für Tusks Partei, danach folgt die Linke und die christdemokratische Partei „Dritter Weg“, darauf dann die ultrarechte „Konfederacja“, bevor die PiS mit 14, 9 Prozent das Schlusslicht bildet. Und: Es haben außergewöhnlich viele junge Pol:innen ihre Stimme abgegeben, rund 68 Prozent – das sind 22 Prozent mehr als bei der Parlamentswahl davor.

Viele junge Wähler:innen haben also erkannt, was für sie auf dem Spiel steht. Die Verschärfung des Abtreibungsgesetzes hat Tausende Pol:innen zu Massendemonstrationen auf die Straße getrieben, ein Volk, das von sich selbst behauptet, nicht sonderlich demonstrationsfreudig zu sein. Bei vielen Jungen hat dieser Konflikt überhaupt erst das Interesse an Politik geweckt.

Das Abtreibungsgesetz hat viele junge Menschen politisiert

Das Gesetz lässt inzwischen viele Mädchen und Frauen zweifeln, ob sie schwanger werden wollen, und wenn ja, ob sie es in Polen sein können. Zuletzt häuften sich die Fälle von Schwangeren, die starben, weil Ärzt:innen keinen Schwangerschaftsabbruch durchführen wollten, selbst wenn er überlebenswichtig und damit legal war. Dieses Abtreibungsgesetz zeigt den Pol:innen, dass Frauenrechte und das Recht, über den eigenen Körper zu bestimmen, für die PiS an letzter Stelle stehen. Lieber beharren die Rechtskonservativen auf aus ihrer Sicht katholischen und traditionellen Werten. Die Quittung dafür hat die PiS nun bekommen. Oppositionsführer Donald Tusk hingegen verspricht, Abtreibungen bis zur 12. Schwangerschaftswoche zu erlauben.