Klimawandel plus Corona gleich Hunger

Die Ernährungskrise im Südlichen Afrika spitzt sich zu

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
8 Minuten
Das Bild zeigt frisch geernteten Mais, der auf einer Plane auf dem Boden liegt, daneben ein Korb und ein Schemel.

Der Süden Afrikas gilt als besonders vom Klimawandel betroffen. Vier Jahre in Folge leidet die Region bereits unter Dürre, Überschwemmungen, Tropenstürmen. Die Ernährungslage ist also schon seit einiger Zeit angespannt: Millionen Menschen sind bereits auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Die Corona-Pandemie und die verhängten Lockdown-Maßnahmen haben diese Situation nun weiter verschärft. Die Angst vor Hunger ist vielerorts größer als die vor dem Virus. Hilfsorganisationen warnen vor einer Not, die es in der Region in diesem Ausmaß seit Jahren nicht mehr gegeben habe.

Juliet Hove sind die Sorgen ins Gesicht geschrieben. Die Kleinbäuerin lebt in den Midlands in Simbabwe, einer der Regionen im Südlichen Afrika, die seit Jahren unter Dürre leiden. Doch dieses Jahr sei besonders schlimm, berichtet sie in einem virtuellen Pressegespräch. Viele Familien haben nicht genug zu essen und sind auf Hilfe angewiesen. Covid-19 hat auch uns Farmer hart getroffen: Wir dürfen nicht von einer Stadt in die nächste fahren und können die Märkte für unser Saatgut und andere Produkte nicht erreichen.“

Die eingeschränkte Bewegungsfreiheit behindert nicht nur den Verkauf, sondern auch den Zugang zu Krediten und landwirtschaftlichen Mitteln, wie Saatgut oder Dünger, für die nächste Saison. Das sei einer von vielen Gründen dafür, dass sich die ohnehin prekäre Ernährungslage im Süden Afrikas durch Corona weiter zuspitze, betont Lola Castro vom Welternährungsprogramm.

Das Bild zeigt Säcke und Kisten mit Lebensmitteln, die gerade von einem LKW des Welternährungsprogramms abgeladen wurden. Drumherum warten bereits die Hilfsbedürftigen. Mosambikanerinnen, die durch den Zyklon 2019 alles verloren haben.
Hilfslieferung des Welternährungsprogramms in Mosambik (2019)

Die Monate von Oktober bis März gelten in der Region als ‚lean season‘, als ertragsarme Saison, in der die Ernährungsunsicherheit vielerorts ohnehin zunimmt. Der Corona-Schock verschärft die Lage. Castro schätzt, dass in diesem und im kommenden Jahr 42 bis 52 Millionen Menschen im Südlichen Afrika auf Lebensmittelhilfen angewiesen sein werden.

Die Not ist so groß wie seit Jahren nicht mehr

„In 13 von 16 Ländern der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC) ist der Bedarf so groß wie seit Jahren nicht mehr.“ Auf die Frage, welche Regionen besonders betroffen sind, antwortet sie mit einer langen und, wie sie betont, trotzdem unvollständigen Aufzählung: Simbabwe, Madagaskar, Eswatini, Lesotho, Zentral- und Nordmosambik, wo im vergangen Jahr die Tropenstürme Idai und Kenneth gewütet haben, der Süden Angolas, weite Teile der Demokratischen Republik Kongo, einige Regionen in Sambia, Malawi und Namibia.

Das Bild zeigt die Straßenhänderlin Vangayi Maisiri, die hinter ihrem kleinen Stand sitzt, auf dem die Waren aufgestellt sind. Im Hintergrund ein paar Passanten.
Straßenhänderlin Vangayi Maisiri
Das Bild zeigt ein kleines Haus mit Klohaeuschen und Waescheleine in einem Armenviertel in Simbabwe. Die Armut ist unuebersehbar.
Viele Simbabwer leben in ärmlichen Verhältnissen
Das Bild zeigt eine Kleinbaeuerin in Mosambik, die an ihrem Feld vorbeigeht - Zyklon Idai hat es 2019 komplett vernichtet. An einen Anbau ist nicht zu denken
Nach dem Zyklon in Mosambik (2019)
Das Bild zeigt zwei Frauen, die schwere Säcke auf dem Kopf transportieren, die Straße ist staubig, der Weg zum Markt weit..
Langer Fussmarsch zum nächsten Markt
Das Bild zeigt eine offene Handfflüche eines Kleinbauern, in der ein paar Bohnen liegen - sein eigenes Saatgut.
Eigenes Saatgut ist rar.
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