Der Alptraum für Fußgängerïnnen in Bogotá: spuckende Pflastersteine

Wenn es in Kolumbiens Hauptstadt regnet, wird man nicht nur von oben nass, sondern auch von unten. Denn Bogotá ist berüchtigt für seine „spuckenden Bodenplatten“ auf den Gehwegen. Das Streetart-Kollektiv Toxicómano Callejero lässt die Tretminen sprechen – mit Graffitis.

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Auf die graue schlichte Bodenplatte eines Gehwegs ist auf Spanisch dieser Text mit einer Schablone gesprüht. Am Ende zeigt ein Pfeil auf die Stelle, auf die man treten soll (was auch an zwei feuchten echten Schuhabdrücken zu erkennen ist).

Bogotá, die Stadt auf 2.600 Metern, an der man an einem Tag alle europäischen Jahreszeiten durchleben kann, ist bei Regen kein Vergnügen. Die Kanalisation ist heillos überfordert mit den sintflutartigen Wassermengen. Straßen werden zu Bächen, die riesigen Schlaglöcher zu Tümpeln.

Wer trockenen Fußes auf die andere Seite will, dem sind Gummistiefel empfohlen. Am besten jedoch gleich ein Taucheranzug. Denn die Autos und Busse sind gnadenlos: Mit Karacho brettern sie durch die Wassermassen. Bis zum Scheitel spritzen dann im schlimmsten Fall die Fontänen und bescheren den Fußgängerïnnen eine dreckige Ganzkörperdusche.

Das inoffizielle Wahrzeichen von Bogotá

Doch selbst, wenn niemand vorbeifährt, sind sie auf dem Gehweg nicht in Sicherheit. Denn dort lauern die inoffiziellen Wahrzeichen Bogotás: die „spuckenden Bodenplatten“ (baldosas escupidoras auf Spanisch).

Wenn man auf so eine Platte zufällig tritt, gibt sie nach und spritzt Dreckwasser und Schlamm heraus. Das durchnässt den Schuh, womöglich das Hosenbein bis zum Knie. Dann sitzt man mit nassen Füßen in der Arbeit – oder hat einen angeknacksten Knöchel. Kein Wunder, dass bei Regen viele der acht Millionen Bogotanerïnnen das Haus nur ungern verlassen.

Der Gehweg, das Minenfeld: Stadtrat Diego Laserna hat im Wahlkampf mit einer Aktion für bessere Gehwege geworben. Mit Freiwilligen malte er auf ein Stück städtischen Gehweg den Computerspiel-Klassiker Minesweeper. Wo die Tretmine liegt, werden die Füße nass – wie man im Video deutlich sieht.

Auf eine grauen schlichten Bodenplatte eines Gehwegs ist auf Spanisch dieser Text mit einer Schablone gesprüht. Am Ende zeigt ein Pfeil auf die Stelle, auf die man treten soll (was auch an zwei feuchten echten Schuhabdrücken zu erkennen ist).
Mit Service-Gedanke: „Wir verschmutzen Schuhe jeder Art. Drücken Sie hier.“
Unregelmäßig verlegte Bodenplatten eines Gehwegs, teils abgesunken, teils komplett nass. An einer vertieften Ecke steht das Wasser direkt.
Spuren eines Fußbads: Diese Bodenplatten haben schon ausgiebig Wasser gespuckt.
Ein Gehweg mit mehreren gebrochenen Platten. Auf einer steht der Titel eines Lieds von Britney Spears in Großbuchstaben: „Oops! I did it again“. Auf den Platten liegen etwas Laub und Zigarettenstummel in den Fugen.
Mit den Worten von Britney Spears: „Ups! Ich hab’s schon wieder getan“ (und bin zerbrochen), sagt diese Bodenplatte.
Die Textzeile steht auf Spanisch gesprüht auf einer grauen Bodenplatte auf dem Gehweg.
Mit Erotik: „Ich weiß, dass es dich erregt daran zu denken, wie weit ich kommen werde!“ Die Zeile stammt aus dem Lied „Persiana Americana“ der argentinischen 80er-Jahre-Kult-Rockband Soda Stereo (nur ein Komma ist zu viel).
Zerbrochene, verrutschte Bodenplatten auf einem Bürgersteig, auf denen sich in einer Vertiefung Dreckwasser und nasses Papier sammelt. In der Pfütze spiegeln sich Bäume.
Bitte großräumig umgehen. Immerhin: Im Dreckswasser spiegelt sich geradezu poetisch ein zerrupfter Baum.
Der Spruch ist in Großbuchstaben auf graue Bodenplatten gesprüht.
Mit Omen: „Bald wird er kommen, dein Schicksalstag“. Womöglich ist die Zeile eine Anspielung auf den Salsa-Klassiker „El Día de mi suerte“ (Mein – sic! – Schicksalstag) von Willie Colón und Héctor Lavoe.
Auf einer an zwei Ecken abgebrochenen Bodenplatte steht der Spruch in Großbuchstaben gesprüht.
Mit Schlammschlacht: „Tritt auf mich drauf, wenn du willst, dass ich dich be-spritze.“ Das erinnert an den Rosenkrieg zwischen der kolumbianischen Sängerin Shakira mit ihrem Ex-Mann Gerard Piqué, der jetzt eine deutlich jüngere Freundin hat. Ihr Lied „Una Loba Como Yo no está Pa' Tipos Como Tú“ (Eine Wölfin wie ich ist nicht für solche Typen wie dich) wurde als öffentliche Abrechnung mit dem Ex aufgefasst. Es enthält nicht nur eine ähnliche Zeile, sondern auch den bahnbrechenden Satz: „Frauen weinen nicht mehr, Frauen kassieren.“ Passend zur alten Frage in Sachen Infrastruktur: Wer soll das bloß alles bezahlen?
Unebener Gehweg mit vielen zerbrochenen Bodenplatten und feuchten Stellen. Links ist eine Leiste aus Platten mit Noppen. In einer Ecke pickt eine Taube.
Gebrochene und kippelige Bodenplatten, Pfützen und versteckte Wasserbomben: Da kann man nur hoffen, dass sich Sehbehinderte beim Entlanggehen an den für sie angebrachten Bodenplatten nicht den Knöchel verstauchen.
Auf die graue schlichte Bodenplatte eines Gehwegs ist auf Spanisch dieser Text mit einer Schablone gesprüht. Am Rand ist ein Stück Metallpfosten zu erkennen.
Mit Masochismus: „Hass mich, ich bin ein Stückchen Korruption.“
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