Vom Gespött zum Gesetz: Wie das Opfer eines Sexvideos in Mexiko die Scham zum Triumph machte

Dank einer Schülerin ist Cybermobbing seit zwei Jahren landesweit eine Straftat. Mexiko macht damit in Lateinamerika Schule. Doch Gerichte und Polizei handeln nur zögerlich.

vom Recherche-Kollektiv Südamerika+Reporterinnen:
5 Minuten
Olimpia Coral in lilafarbenem Shirt blickt in die Kamera.

Olimpia Coral war gerade erst 18 Jahre alt, als ein von ihrem Freund gedrehtes Sexvideo in ihrem stockkonservativen Ort in Mexiko die Runde machte. Sie wurde zum Gespött der Nachbarinnen und Nachbarn. Monatelang traute sie sich vor Scham nicht aus dem Haus, dreimal war sie kurz davor, sich das Leben zu nehmen. Doch dann merkte sie, dass sie längst nicht das einzige Opfer von Cybermobbing war – und drehte den Spieß um und ging an die Öffentlichkeit.

Kaum Regelungen gegen Cybermobbing

Vor zwei Jahren trat landesweit ein Gesetz in Kraft, das ihren Namen trägt und die unerlaubte Verbreitung intimer Videos als digitalen Missbrauch qualifiziert und mit bis zu neun Jahren Haft bestraft. Für Mexikos Frauen war das sogenannte Gesetz Olimpia ein Meilenstein. Viele Frauenkollektive in Lateinamerika wie z.b. in Argentinien eifern dem Vorbild nun nach. Denn auf dem Subkontinent existieren laut einer Studie der UN-Frauenorganisation bislang kaum staatliche Präventionsprogramme oder Gesetze, die Cybermobbing und digitalen Missbrauch unter Strafe stellen. Über zwei Drittel aller Frauen in Mexiko sind Statistiken zufolge mindestens einmal im Leben Opfer von sexuellen Übergriffen oder Gewalt geworden – in der realen Welt oder im virtuellen Raum.

Frauen in schwarz-lilafarbener Kleidung mit Transparenten auf den Straßen von Mexiko-Stadt.
Mexikanische Aktivistinnen demonstrieren zum Internationalen Frauentag.
Eine vermummte mexikanische AKtivistin zerstört am Rande einer Frauendemonstration eine Werbeplakatwand.
Mexikanische Aktivistin bei einer Performance am Rande einer Frauendemonstration in Mexiko-Stadt.
Die mexikanische Frauenaktivistin Olimpia Coral bei einer Veranstaltung mit argentinischen Aktivistinnen.
Die mexikanische Frauenaktivistin Olimpia Coral ist nun international unterwegs um für Gesetze gegen Cybermobbing zu werben - hier in Argentinien.
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