Akten als Schlüssel zur deutschen Kolonialgeschichte

Aufarbeitung des Kolonialismus: Das Landesarchiv Baden-Württemberg kooperiert mit den Nationalarchiven Namibias

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Ein junger Mann aus Namibia steht an einem Tisch und bessert Risse eines alten Gebäudegrundrisses aus.

Ohne Archive gäbe es keine Geschichtsschreibung, zumindest keine über die bloßen Tatsachen hinausgehende, differenzierte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Das gilt heute mehr denn je. Oftmals offenbart erst das Quellenstudium die ungeschminkte Wahrheit der Ereignisse, die in jeder Gegenwart neu bewertet werden müssen. „Kolonialgeschichte ist nicht die Geschichte der anderen, sondern in erster Linie unsere“, betont Wolfgang Zimmermann, Direktor des Generallandesarchivs in Karlsruhe. Er leitet im Rahmen der Namibia-Initiative ein Austauschprogramm zwischen dem übergeordneten Landesarchiv Baden-Württemberg und dem Namibia Library & Archives Service.

Durch die Verwendung des menschenverachtenden Vokabulars der damaligen Zeit ist die koloniale Hegemonie festgeschrieben worden.

Prof. Dr. Wolfgang Zimmermann

Seit fünf Jahren bemüht sich Baden-Württemberg um die Aussöhnung mit der früheren Kolonie. Die Namibia-Initiative sieht gemeinsame Provenienzforschung und die Restitution von Objekten aus dem Stuttgarter Linden-Museum vor, einem der größten ethnologischen Museen Deutschlands. Darüber hinaus ist ein kultureller Dialog angestrebt, etwa der Austausch mit den Nationalarchiven Nambias. Dort lagert ein Teil der Akten des Kaiserlichen Generalgouvernements von den 1880er Jahren bis 1915, der Kolonialzeit im damaligen Deutsch-Südwestafrika.

Blick auf Metallregale mit beschrifteten, grauen Aktenkartons.
Chronik des früheren Deutsch-Südwestafrika: Aus der Kolonialzeit stammende Akten im National Archive Windhoek, umgepackt in säurefreie Kartons.
Unter einem Baldachin übergibt eine ältere Dame in einem weißen Hosenanzug dem Repräsentanten des namibischen Staats eine altes Buch und eine Lederpeitsche.
Feierliche Übergabe der Familienbibel und der Peitsche Hendrik Witboois an den namibischen Staat: Die frühere baden-württembergische Ministerin für Wissenschaft und Forschung Theresia Bauer 2019 in Gibeon.
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