Nukleare Verteidigung: „Dazu bräuchte es die Vereinigten Staaten von Europa“

Der Politikwissenschaftler Liviu Horovitz von der „Stiftung Wissenschaft und Politik“ über die neue Unsicherheit, ob die USA Deutschland verteidigen würden – und die Frage, on Europa einen eigenen Schutzschild braucht

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2 schwarze U-Boote ragen aus dem Meer, am Himmel ein großes Flugzeug und ein Hubschrauber.

Liviu Horovitz ist bei der Stiftung Wissenschaft und Politik seit 2021 in der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik im Projekt „Strategic Threat Analysis and Nuclear (Dis-)Order“ tätig.

Herr Horovitz, schon 2020 hat der französische Präsident Macron Deutschland angeboten, über eine stärkere Zusammenarbeit im Bereich atomarer Bewaffnung zu sprechen. Warum ist es dazu bisher nicht gekommen?

Bisher hat die Bundesregierung Angebote aus Frankreich immer mit dem Hinweis abgelehnt, dass wir ja den US-amerikanischen nuklearen Schutzschirm haben und im Rahmen der nuklearen Teilhabe eingebunden sind. Bei dieser Ablehnung wird es unter der neuen Bundesregierung höchstwahrscheinlich nicht bleiben.

Was genau bieten die Franzosen in Ihrer Wahrnehmung an?

Ich sehe mit etwas Sorge, dass in die französischen Angebote zu viel hineininterpretiert wird. An der Position der französischen Regierung hat sich substantiell eigentlich wenig geändert – es geht explizit nicht darum, dass Deutschland in die unmittelbare Kontrolle über die französischen Atomwaffen einbezogen wird. Frankreich bietet Deutschland auch jetzt explizit keine nukleare Teilhabe an, wie die USA sie bisher mit uns praktiziert haben, wozu gemeinsame Kommandostrukturen gehören und die Tatsache, dass deutsche Tornados dafür bereitstehen, US-Atomwaffen ans Ziel zu bringen.

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Liviu Horovitz
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