Bolivien: Warum in Cochabamba das Geschäft mit dem Trinkwasser boomt

Cochabamba wurde weltweit berühmt, weil sich die Bevölkerung im sogenannten „Wasserkrieg“ erfolgreich gegen die Privatisierung der Stadtwerke wehrte. Doch 20 Jahre später sind Menschen trotzdem für Trinkwasser auf private Anbieter angewiesen. Wir haben eine Fabrik besucht.

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Großer Mann mit dunklen Haaren, Brille und Kapuzenpullover, kleinere Frau mit zusammengebundenen Haaren. Aus der Wand ragt ein Hahn, aus dem Wasser in einer bauchige, hellblaue Flasche vor ihnen fließt.

Anahí Vannia Sánchez Salazar (31) und Samuel Salvatierra Aquino (33) leben indirekt von der schlechten Trinkwasserqualität in Cochabamba. Die Eheleute besitzen die Fabrik für Wasser und Eis Montana (Agua y Hielo Montana). Schon Anahí Sánchez’ Vater hatte Eis im Block und in Würfeln produziert. Seine Tochter vergrößerte das Geschäft mit den Eiswürfeln und die gesamte Firma Geschäft. Vor zwei Jahren erwarb sie mit ihrem Mann ein Randgrundstück im Norden von Cochabamba.

225.000 Liter Wasser brauchen sie im Monat für ihr Unternehmen. Es kommt – wie das Wasser für die Menschen in der armen Zona Sur – per Tankwagen vom Anze-Park im Norden der Stadt. Die Menschen um den Park haben auf ihren Grundstücken Brunnen gebohrt, mit deren Wasser rund um die Uhr Tankwagen befüllt werden.

Niemand in Cochabamba weiß, wie viele dieser Brunnen es in der Stadt gibt. Eine Untersuchung von 2013 geht von 1.500 in der Metropolregion Cochabamba aus, die meisten im Süden der Stadt. Der Untergrund der Stadt gleicht wegen dieses unkontrollierten Bohrens einem Schweizer Käse.

Luftaufnahme: Christus-Statue mit ausgebreiteten Armen blickt auf Stadt, die sich über trockene Ebene zieht. Gegenüber Bergkette.
Das Christus-Monument ist das Wahrzeichen der Stadt Cochabamba. Es blickt auf eine geteilte Stadt: Im reicheren, grüneren Norden sind die Menschen ans öffentliche Wassernetz angeschlossen, im Süden nicht.
Mann steht mit Mundschutz auf einem Tankwagen. Wasser schießt von oben in eine Öffnung. Im Hintergrund ein Dutzend Stromleitungen.
Ein Fahrer befüllt seinen Tankwagen am Anze-Park im Norden der Stadt.
Mann steht auf Volvo-Tankwagen, der von oben befüllt wird.
Sieben Bolivianos kostet es, eine 200-Liter-Wassertonne befüllen zu lassen. Der Preis steht auf dem Tankwagen. Das ist etwa der Preis für einen Liter Milch.
Luftaufnahme zeigt ausgetrockneten Parkstreifen, an dem hintereinander mehrer Tankwagen stehen. Parallel zu ihnen ist ein Block mit niedrigen Gebäuden oder Höfen zu sehen, die mit rostenden Blechdächern gedeckt sind.
Am Anze-Park im Norden der Stadt stehen die Tankwagen Schlange. Die Anwohnerïnnen haben private Brunnen gebohrt. Die Tankwagen versorgen vor allem den Süden der Stadt mit Wasser, wo die Menschen nicht ans öffentliche Netz angeschlossen sind. Manche liefern Wasser zur Weiterverarbeitung an Trinkwasser-Fabriken.
Panorama-Foto aus Luft von einem staubigen Hang mit großteils unverputzten Häusern und unasphaltierten Straßen. Die wenige Vegetation ist braun statt grün.
Im armen Süden von Cochabamba sind etwa 300.000 Menschen nicht ans Netz des öffentlichen Wasseranbieters Semapa angeschlossen.
Frau Ende 50 mit langen schwarzen Zöpfen, Strohhut in einem staubigen Innenhof mit unverputzten Gebäuden. Sie hantiert an einem Hahn, der aus dem Boden ragt, mit Eimern und einer hüfthohen Wassertonne. Im Vordergrund trocknet Wäsche.
Irma Medrano am Wasserhahn von ihrem Haus im Süden der Stadt. Die Wasservereinigung im Viertel hat vor wenigen Jahren auf dem Berg Gemeinschaftstanks gebaut für die Nachbarschaft. Tankwagen befüllen sie, Rohre führen zu den Familien. Seitdem hat Irma Medrano an ein paar Tagen pro Woche stundenweise Leitungswasser.
Einfache Küche mit Gastherd und unterm Fenster sieben aufeinander gestapelten Eimern, großteils mit Deckel.
In der Küche von Irma Medrano im Süden der Stadt stapeln sich die Wasser-Eimer zum Kochen.
Eine Frau neben einer unscheinbaren Betonkonstruktion mit Pumpe darunter und einer Bodenplatte, etwa so groß wie ein Gabentisch.
Dunia Esprella wohnt im Norden von Cochabamba. Hier sind die Menschen ans öffentliche Wassernetz angeschlossen, bekommen aber auch nur an drei Tagen pro Woche Wasser. Deshalb haben alle einen Tank. Der von Esprella und ihrer Familie ist unterirdisch und im Garten. Er ist so groß, dass sie ihn nur alle zwei Wochen voll laufen lassen müssen. Öffnet jemand im Haus einen Wasserhahn, hört man die elektrische Pumpe anspringen.
Frau steht in Küche neben Wasserspender und trinkt ein Glas Wasser.
Dunia Esprella trinkt ein Glas Wasser aus dem Spender. Das Wasser aus der Leitung trinkt sie nicht, weil es ihr nicht schmeckt und man es erst abkochen müsste.
Großer Mann mit dunklen Haaren, Brille und Kapuzenpullover, kleinere Frau mit zusammengebundenen Haaren. Aus der Wand ragt ein Hahn, aus dem Wasser in einer bauchige, hellblaue Flasche vor ihnen fließt.
Unternehmer-Paar: Anahí Sánchez (31, rechts) und Samuel Salvatierra (33) sind Besitzer der Fabrik für Wasser und Eis "Agua y Hielo Montana" in Cochabamba. Das Bild zeigt sie beim Befüllen einer 20-Liter-Wasserspender-Flasche.
Hinten Mann mit Schutzkleidung an gekachelter Wand mit Waschbecken. Im Vordergrund ein Lager mit gefüllten, versiegelten Wasserspender-Flaschen.
Blick in die Produktionshalle. Im Vordergrund stehen die befüllten, versiegelten Wasserspender-Flaschen.
Zwei Hände mit Gummihandschuhen halten eine Art Spritze, mit der  die Flasche mit einer schäumenden Seifenmischung gefüllt wird.
Ein Mitarbeiter reinigt eine Wasserspender-Flasche. Das Unternehmen sammelt die benutzten Flaschen bei den Kundïnnen wieder ein, um sie neu zu befüllen.
Zwei Hände mit je einer Tüte Wasser.
Für unterwegs kaufen Menschen in Bolivien am Kiosk häufig Wasser in der Tüte.
Mann mit Mundschutz und kariertem Hemd in einer Kammer voller durchsichtigen Eiswürfel-Beuteln, die fast so hoch wie er gestapelt sind.
Ein Mitarbeiter der Firma Agua y Hielo Montana stapelt Beutel mit Eiswürfeln im Kühllager der Fabrik.
Mensch in Kittel und Haarnetz in Profil steht vor Stahlwand und befüllt Eiswürfel-Tüten.
Ein Mitarbeiter befüllt Eiswürfel-Tüten.
Platz mit grünem Rasen, Bäumen, Palmen und der Kathedrale im Hintergrund.
Cochabamba hat auch grüne Seiten: Der Platz Plaza 14 de Septiembre im Zentrum ist dank Bewässerung ein angenehmer Ort.
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