Sind die Tropengletscher noch zu retten?

Zum Welttag der Erhaltung der Gletscher: Sechs Fragen an den Glaziologen Fabian Drenkhan zur Lage der Gletscher in Peru

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Berggipfel, mit Schnee und Eis bedeckt, der nach unten hin immer mehr abnimmt. Unten am Foto sieht man schwarze Felsen.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem tropischen Gletscher in Peru und einem Gletscher in den Alpen?

In den Tropen schmelzen die Gletscher das ganze Jahr, nicht nur im Sommer, wie in den Alpen. Dies macht sie sehr bedeutsam für die Wasserversorgung, besonders in der Trockensaison. Dann liegen tropische Gletscher höher und sind vergleichsweise klein. Einen großen Unterschied macht die kulturelle Bedeutung der Gletscher: in den Anden sind die Menschen oft noch sehr mit den Elementen der Natur verbunden. Diese sind fundamentaler Teil ihrer Sicht auf das Leben und die Welt.

Portrait eines rund 40-jährigen Mannes, sehr weisshäutig, rötliche Haare, nach hinten zu einem Zopf gekämmt, rötlicher Vollbart. Lächelt in die Kamera.
Fabian Drenkhan, 42, hat über Gletscher promoviert und ist Professor für Geographie an der Katholischen Universität Perus in Lima

Allein Peru hat in den vergangenen 60 Jahren mehr als die Hälfte seiner Gletscher verloren. Natürlich ist es schade, dass wir statt auf strahlend weiße Berge nun auf braunes Gestein blicken. Aber ist das mehr als ein ästhetisches Problem?

Es ist sehr viel mehr als ein nur ästhetisches Problem. Zum einen verändert sich durch die Gletscherschmelze der Wasserhaushalt. Dies betrifft vor allem die Dörfer und Städte, die im Einzugsgebiet eines Gletschers liegen, also oft weit über 3000 Meter über dem Meeresspiegel. Die Bewohner merken bereits jetzt, dass sie weniger Wasser zur Verfügung haben. Vor allem in der Trockenzeit – also in den 3 - 4 Monaten des Jahres, in denen in Peru kein Regen fällt. Das betrifft in den peruanischen Anden zum Beispiel die Städte Huancayo und Huaraz, im Nachbarland Bolivien die Hauptstadt La Paz.

Zum anderen hat die Gletscherschmelze auch Einfluss auf die Qualität des Wassers. Je nach geologischem Untergrund, kann das von Schnee und Eis befreite Gestein verwittern, Schwefelsäure und oft auch Schwermetalle freisetzen und damit dann das Wasser versauern. Dies sind zwar natürliche Prozesse. Doch durch die Gletscherschmelze werden sie beschleunigt.

Und schließlich sind schmelzende Gletscher instabiler und vergrößern das Risiko von Massenbewegungen wie Murgänge und Flutwellen durch abgebrochene Gletscherteile.

Im Hintergrund schneebbedeckte Berge, die sich in einem Gletschersee mit blauem Wasser spiegeln. Am Rand des Sees leiten Rohre Wasser ab.
Der Palcacocha-Gletschersee liegt auf 4562 Metern Höhe. Wenn er überläuft, bedroht er die darunterliegende Stadt Huaraz mit einer Schlammlawine
Hochgebirgslandschaft, auf einem Weg eine Pilgerzug von indigenen Menschen, viele tragen eine rote Fahne mit sich.
Ende Mai findet die jährliche Prozession „Qoyllur Riti“ (Schneestern) in der Gegend von Cusco statt. Früher war hier alles weiss, und die Pilger brachten Gletscherstücke mit ins Tal herunter. Heute laufen die Pilgar auf braunem Geröll.
Blauer Himmel, braune Berge, davor eine blaue Lagune. Am Rand der Lagune steht ein Mann mit Hut, blondem Vollbart und dunkler Sonnenbrille.  Er erklärt einem neben ihm stehenden Mann etwas. An der rechten Seite weitere Personen, die Papiere in der Hand halten.
Gletscherforscher Fabian Drenkhan macht regelmässig Exkursionen in die Hochanden mit seinen Studierenden an der Katholischen Universität Perus.
Schneebedeckte Bergflanke, unten ein Bergsee mit einem Wehr am Ufer.
Der Gletscher Quelccaya in der Nähe von Pitumarca in den südperuanischen Anden ist das grösste Gletschergebiet Perus.
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