Herrschen mit der Landkarte: Zeigt Google Maps künftig jeden Fantasienamen an, der Trump einfällt?

Kommentar: Der neue US-Präsident verfolgt eine Strategie des aggressiven Expansionismus. Geographische Umbenennungen mögen auf den ersten Blick als Petitessen erscheinen – sie sind es aber nicht

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Trump hinter Silhouette des Golfs von Mexiko.

Welche Namen Orte bekommen, war schon immer nicht nur eine praktische, sondern eine hochpolitische Frage: Seit Jahrhunderten machen sich Eroberer aller Art sehr schnell daran, ihre neuen Gebiete auch auf Landkarten in der eigenen Sprache und mit eigenen Namen in Besitz zu nehmen. Berge, Flüsse, Täler, Seen und Meeresgebiete waren schon lange von indigenen Völkern mit Millionen eigenen Namen benannt, bevor die europäischen Kolonialmächte einfielen. Diese ignorierten und strichen den einheimischen Sprachgebrauch und verewigten sich selbst oder wandelten indigene Namen bis zur Unkenntlichkeit ab.

Zum Herrschen via Landkarte gehörte auch, dass Gebiete von fernen europäischen Hauptstädten aus mit dem Lineal getrennt wurden – etwa in Form der Sykes-Picot-Linie, mit der Großbritannien und Frankreich 1916 in einem Geheimabkommen die arabischen Provinzen des Osmanischen Reichs aufteilten.

Trump praktiziert statt Isolationismus einen aggressiven Expansionismus

Es überrascht nicht, dass der neu gewählte US-Präsident Donald Trump ebenfalls Landkarten als Herrschaftsmittel einsetzt. Während er seinen Wahlkampf noch mit dem Versprechen führte, sich voll und ganz auf die inneren Angelegenheiten der USA zu konzentrieren und das Land aus internationalen Konflikten herauszuhalten, verfolgt Trump seit seinem Amtsantritt eine aggressiv expansionistische Politik.

Der neue US-Präsident drohte an, Panama zu überfallen, um den dortigen Kanal zwischen Atlantik und Pazifik unter US-Kontrolle zu bringen, und im Kampf gegen Drogenkartelle in Mexiko einzumarschieren. Er forderte Dänemark dazu auf, den USA Grönland zu verkaufen und kündigte an, das Land im Fall einer Weigerung mit schmerzhaften Zöllen zu überziehen. Aus einer zuerst als spaßig wahrgenommenen Betitelung des kanadischen Premierministers Justin Trudeau als „Gouverneur des großartigen Bundesstaates Kanada“ ist inzwischen die handfeste Sorge in Kanada erwachsen, die USA könnten sich das Land samt seiner reichen fossilen und mineralischen Ressourcen handstreichartig einverleiben. Den bisherigen Höhepunkt von Trumps Expansionismus bildete die Ankündigung, dass die USA den Gazastreifen als ihr Territorium reklamieren, die rund zwei Millionen dort lebenden Palästinenser dauerhaft aussiedeln und die Region in eine neue „Riviera“ verwandeln würden.

Landkarte mit Eintrag Golf von Mexiko in Klammern Golf von Amerika
So sehen deutsche Nutzer*innen von Google Maps nun den Golf von Mexiko.
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