Covid-19, HIV und Tuberkulose in Südafrika

Wie ein Arzt in der Provinz Pionierarbeit leistet

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
8 Minuten
Krankenschwester Edna Waryawa steht mit ihrem weißen Kittel in der Tür der Tuberkulose-Klinik

Südafrika hat schnell und entschieden auf die Corona-Pandemie reagiert – auch weil am Kap Millionen Menschen mit einem geschwächten Immunsystem leben, durch Mangelernährung, HIV und Tuberkulose. Noch ist noch unklar, wie sich Covid-19 konkret auf diese Patientïnnen auswirkt, die Befürchtungen sind groß.

Die Erfahrungen mit diesen Infektionskrankheiten könnten jedoch auch bei der Corona-Bekämpfung helfen. In diesem Zusammenhang habe ich mich an eine Recherche in einer ländlichen Klinik erinnert, die trotz ihrer Abgeschiedenheit als Pionier in der HIV- und Tuberkulose-Bekämpfung gilt. Dank eines engagierten Arztes.

Tugela Ferry vor ein paar Jahren: Seine Patienten warten schon, als Dr. Anthony Moll frühmorgens das Krankenhausgelände betritt. Die Sonne steht knapp über den steinigen Hügeln, die den kleinen Ort in der südafrikanischen Provinz KwaZulu-Natal umgeben. Bereits kurz nach dem Medizinstudium hat es den Allgemeinmediziner hier ans staatliche „Church of Scotland Hospital“ verschlagen, eine ehemalige Missionsklinik.

Über 35 Jahre ist das mittlerweile her. Das Leben mitten im Nirgendwo sei nicht für jeden etwas, meint er schmunzelnd. „Aber ich liebe meine Arbeit und ich mag die Menschen hier. Die Patienten begegnen uns Ärzten mit viel Respekt und Dankbarkeit. Unsere Hilfe wird hier wirklich dringend gebraucht.“

Blick auf Tugela Ferry, steinige Hügel, unbefestigte Straßen und verstreute Rundhütten
Tugela Ferry gehört zu den ärmsten Distrikten Südafrikas

Der rund 200.000 Einwohner zählende Distrikt, in dem Tugela Ferry liegt, gehört zu den ärmsten in ganz Südafrika. Dazu kommt die hohe HIV-Infektionsrate. Es gebe kaum eine Familie, die nicht von der Immunschwächekrankheit betroffen sei, erzählt Dr. Moll.

Jeden Tag infizieren sich fast 660 Südafrikaner mit HIV

Landesweit leben 13 Prozent der Bevölkerung, rund 7,7 Millionen Menschen, mit dem HI-Virus, 240.000 stecken sich jedes Jahr neu an, 71.000 sterben an den Folgen. Das bedeutet: Nahezu 660 Neuinfektionen und fast 195 Tote jeden Tag. Viele erhalten mittlerweile antiretrovirale Medikamente, aber längst nicht alle. Drei Millionen Südafrikanerïnnen würden nicht behandelt, schätzt die zivilgesellschaftlichen Treatment Action Campaign, darunter 40 Prozent der HIV-infizierten Kinder. Vor allem um diese Menschen sorgen sich Ärzte nun angesichts der Corona-Pandemie, obwohl noch unklar ist, wie sich Covid-19 konkret auf diese Patienten auswirkt.

Dr Moll steht am Bett eines Patienten und spricht mit ihm
Dr Moll spricht mit einem Patienten
An den Wänden hängen englischsprachige Aufklärungsplakate über Tuberkulose und Informationen über Medikamente
An den Wänden hängen Aufklärungsplakate
Krankenschwester Edna Waryawa sitzt hinter ihrem Schreibtisch und schaut in eine Patientenakte.
Krankenschwester Edna Waryawa
Patient Lawrence Skhosana wartet auf einer Bank vor der Klinik, neben ihm sitzt eine Frau, im Türrahmen steht die Krankenschwester
Lawrence Skhosana vor der Klinik
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