Die perfekte Welle

An Perus Küsten brechen einige der berühmtesten Surf-Wellen des Pazifiks. Ein weltweit einmaliges Gesetz schützt sie.

40 Minuten
Eine junge Frau steht geduckt auf einem Surfbrett auf einer türkisen Welle. Sie hält ein Paddel in Händen. Im Hintergrund ist eine rötliche, trockene Felsenlandschaft zu sehen.

„Niemand kommt aus dem Meer so heraus, wie er hineingegangen ist“, sagt eine Stimme aus dem Off im Dokumentarfilm A la mar (Auf ins Meer). „Das Meer richtet dich neu aus, es bringt dir Klarheit.“

Den Surferïnnen ist das Meer heilig. Peru hat besonders viel davon.

Sogar die ansonsten wegen ihres chaotischen Verkehrs und des feuchten Küstennebels berüchtigte Millionenstadt Lima ist Surferïnnen lieb und teuer. Jeden Morgen und Abend laufen Männer (und einige wenige Frauen) im Stadtteil Miraflores mit dem Surfbrett unterm Arm die Treppen zum Strand hinunter. Auf den Parkplätzen der Uferstraße ziehen die Surfer im Schutz ihrer Autotüren ihren Neoprenanzug aus und ihren Büroanzug an, um rechtzeitig in die Arbeit zu kommen.

Ein Mann surft im schwarzen Neoprenanzug auf einer Welle an der Küste. Im Hintergrund sind eine Landzunge mit einem Leuchtturm und oberhalb der Steilküste die Hochhäuser von Lima zu sehen.
Vor oder nach der Arbeit noch schnell aufs Surfbrett: In Perus Hauptstadt Lima ist das möglich. Das Wasser ist auch an diesem diesigen Sommertag frisch.

Spaziergängerïnnen, die am Pazifik entlang schlendern, können die Surfer beobachten, wie sie wie regungslose schwarze Fische weit draußen im Pazifik auf die eine Welle warten, die sie wieder an das steinige Ufer spülen wird. Und auf der sie, so hoffen sie, wenigstens ein paar Sekunden mitreiten können.

Blick von oben auf den Kies-Strand im Stadtteil Miraflores. Im warmen Abendlicht richten Menschen ihre Surfbretter her. Eine Frau verkauft an einem Wägelchen Kaffee und Knabberkram.
Abendstimmung am Strand im Stadtteil Miraflores in Lima. Während des Lockdowns ist Surfen eine der wenigen erlaubten Sportarten. Die Strände sind für Badegäste geschlossen. Wer ein Surfbrett unterm Arm hat, darf jedoch ins Meer. Denn in der Brise auf dem Pazifik verflüchtigt sich sogar das Coronavirus.

Selbst die Hauptstadt Lima ist ein Surfparadies

„Peru ist einfach toll zum Surfen“, schwärmt Mattes Tempelmann. „Es hat fast 3000 Kilometer Küste, und man kann jeden Tag surfen, denn irgendwo im Pazifik gibt es immer einen Sturm, der die nächsten Wellen produziert.“ Der deutsche Geograf lebt seit sechs Jahren in Lima und geht gerne vor der Arbeit eine Runde Surfen. „Es ist ein Gefühl von Freiheit, nur ich und das Meer. Dabei bezaubert mich die Kraft der Natur, der Rhythmus der Wellen und das Gefühl, verschmolzen in den Elementen der Natur zu sein, inmitten des salzigens Meeres.“

Peru gilt auch deshalb als Hotspot für Surferïnnen, weil hier Wellen aus dem Süden und dem Norden aufeinandertreffen, weil es kleine, große, lange und Tunnel-Wellen gibt, für Anfängerïnnen ebenso wie für Profis.

Doch nicht alle in Peru waren glücklich über die Surferïnnen.

Ein Mann in Neoprenanzug surft in Strandnähe.
Mattes Tempelmann beim Surfen in Lobitos, Nordperu.
Junge, braungebrannte Frau mit langen, braunen Haaren steht unter einer Holzkonstruktion am Strand. Sie lacht in die Kamera. Auf ihrem T-Shirt steht: Beautiful (schön).
Die Peruanerin Carolina Butrich ist Umweltingenieurin, Surferin und Wellen-Schützerin.
Ein Surfer im Neoprenanzug steigt mit seinem Surfbrett unterm Arm aus dem Wasser. Es ist ein trüber Tag.
Wahrscheinlich gehört auch dieser Surfer der Mittel- oder Oberschicht von Lima an. Obwohl die Limeños und Limeñas den Pazifik praktisch vor der Haustür haben, ist Surfen immer noch ein Randsport.
Die Sonne geht unter. Zwei Surfbretter liegen am Strand und sind auf das Meer gerichtet.
Abendstimmung am Strand von Miraflores, Lima.