Vor der US-Wahl: Nervosität von Kalifornien bis in die Demokratische Republik Kongo
Nicht nur in den USA steigt die Spannung. Die Entscheidung zwischen Kamala Harris und Donald Trump am 5.November kann auch für Menschen aus anderen Weltregionen entscheidende Veränderungen bedeuten.
Mit Spannung und Nervosität blicken Menschen weltweit auf die Präsidentschaftswahlen in den USA. Viel hängt vom Ausgang der Abstimmung am 5. November ab. Das gilt natürlich besonders für die Vereinigten Staaten, Korrespondentïnnen berichten aber auch aus ganz anderen Regionen der Welt über Trump gegen Harris: Während der Irak dem Republikaner gegenüber positiv eingestellt ist, haben die Menschen in Südafrika noch seine Tiraden über die „shithole countries“ im Gedächtnis. In der DR Kongo werden Fake News verfolgt, denen zufolge angeblich kriminelle Kongolesen in die USA geschleust werden. Ein Blick auf die USA, deren Nachbarn und andere Länder der Welt.
Kriminelle aus der Demokratischen Republik Kongo?
Anfang Oktober tischte der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump seinem Publikum in einer Wahlkampfrede in Wisconsin erneut eine Verschwörungserzählung auf, die bereits vielfach widerlegt wurde: Die USA würden mit illegalen Einwanderern überschwemmt, darunter „harte Gang-Mitglieder“, die für diesen Zweck aus Gefängnissen im Kongo entlassen worden seien. In der Demokratischen Republik Kongo nehmen die Menschen derlei Fake News überwiegend mit Humor. Aber Sorge bereitet Vielen die Möglichkeit doch, dass es Donald Trump wieder ins Weiße Haus schaffen könnte, schreibt Jonas Gerding, der als Weltreporter in Kinshasa aus der Demokratischen Republik Kongo berichtet.
Journalisten aus den USA und Mexiko im Gespräch
Fünf Weltreporterïnnen in Nord- und Zentralamerika arbeiten in diesen Monaten nonstop zum Thema US-Wahlkampf und laden Interessierte ein, mit ihnen zu sprechen: Von der kalifornischen Westküste sind Kerstin Zilm (Los Angeles) und Christoph Drösser (San Francisco) und Arndt Peltner (Oakland), dabei; Renzo Ruf schaltet sich aus Washington dazu und Wolf-Dieter Vogel schildert die Situation aus mexikanischer Perspektive. In Sachen Migration, Abtreibung oder Sicherheit könnten die Meinungen der US-Bürgerinnen und -Bürger nicht weiter auseinander liegen. Wer die Dynamik verstehen will, muss sich mit der amerikanischen Volksseele beschäftigen. Die Reporterïnnen berichten seit vielen Jahren aus der Region und wissen, wie ihre Mitmenschen ticken. In einem Webinar sprechen sie über die Ängste und Hoffnungen der US-Bürgerïnnen vor der Wahl. Melden Sie sich an zur Online-Veranstaltung, am 29. Oktober um 18 Uhr deutscher Zeit.
Mit ökologischen Fragen beschäftigen sich drei der Journalistïnnen in einer Kooperation mit dem neuen Umweltmagazin atmo. Gibt es in Zukunft mehr Klimaschutz oder „Drill, baby, drill!“ (Donald Trump)? Grüne Innovation oder Comeback der Fossilen? Der atmo-Newsletter zum Thema „Greening USA“ fragt in den Wochen vor der Wahl, was das Ergebnis für das Klima bedeuten wird. atmo wird von ehemaligen Redakteurïnnen des eingestellten Greenpeace-Magazins entwickelt. Kerstin Zilm, Christoph Drösser und Arndt Peltner haben für das Projekt Aktivistïnnen, Journalistïnnen und Expertïnnen interviewt.
Mexikanerïnnen erleben in den USA mehr Rassismus
Migration, Drogen, Waffen: Kaum hat Mexikos neue Präsidentin Claudia Sheinbaum am 1. Oktober ihr Amt übernommen, muss sie gebannt auf die Wahlen im Nachbarland blicken. Denn Donald Trumps Sieg hätte fatale Konsequenzen. Schon Joe Biden zwang die mexikanische Regierung zu einem strikteren Vorgehen gegen Migrantïnnen auf ihrem Weg in die USA. Mit Trump droht nicht nur ein Weiterbau „seiner“ Mauer, sondern auch die Zunahme rassistischer Angriffe gegen Millionen von in den USA lebenden Mexikanerïnnen. Angesichts von 70.000 Menschen, die dort jährlich durch das Opiat Fentanyl sterben, brachte Trump bereits Militäreinsätze gegen die Lieferanten in der mexikanischen Sierra ins Spiel. Dass für die Macht der Mafia Pistolen und Gewehre aus den USA mitverantwortlich sind, dürfte Trump dagegen wenig interessieren. „Keine Frage: Mexikos erste Staatschefin würde mit Kamala Harris besser fahren“, kommentiert Wolf-Dieter Vogel im mexikanischen Oaxaca.
Was ist dran am „Deep State“?
Donald Trump hat kürzlich einen Plan vorgelegt, wie er im Falle seiner Wiederwahl gegen den angeblichen „Deep State“ vorgehen werde. Seit seinem Wahlkampf 2016 schürt Trump mit dieser Verschwörungserzählung die Angst vor einem übermächtigen Staat, der ihn und seine Make-America-Great-Again-Bewegung angeblich stoppen und ausbremsen will. Doch was ist dran am „Deep State“, am tiefen Staat in den USA? Gibt es Kräfte innerhalb des Beamtenapparates der Vereinigten Staaten, die eigene Interessen verfolgen, die gezielt gegen gewählte Repräsentanten arbeiten? Arndt Peltner im kalifornischen Oakland ist dieser Frage für einen Hintergrund im Deutschlandfunk nachgegangen. Er erklärt wo der Begriff ursprünglich herkommt und wie er inzwischen zur Manipulation benutzt wird.
Hoffen auf die erste kalifornische Demokratin im Weißen Haus
Zwei republikanische US-Präsidenten kamen aus Kalifornien: Richard Nixon und Ronald Reagan. Die Mehrheit der kalifornischen Wähler und Wählerinnen drückt die Daumen, dass zum ersten Mal eine Demokratin aus dem bevölkerungsreichsten Staat der USA ins Weiße Haus einzieht, berichtet Weltreporterin Kerstin Zilm. Gleichzeitig bereitet sich der demokratische Gouverneur Gavin Newsom darauf vor, im Fall eines Siegs von Donald Trump gegen die Klima-, Abtreibungs- und Bildungspolitik des Republikaners zu steuern. Klar ist, dass Kalifornien weiterhin zwei demokratische Senatsplätze im Kongress besetzen wird. Doch mehrere Rennen um Sitze im Abgeordnetenhaus sind knapp. Abseits der Großstädte sind auch in Kalifornien Sympathien für Trump weit verbreitet.
Irak: Machismo kommt in männlich dominierter Gesellschaft an
Die Iraker mögen Donald Trump. Und viele Irakerinnen ebenfalls. Das erfährt Weltreporterin Birgit Svensson in vielen Gesprächen in ihrem Berichtsland. Als Grund für die Zustimmung nennen die meisten seine Stärke; sein Machismo kommt in den männlich dominierten Gesellschaften an. Joe Biden hingegen gilt im Irak als schwach, Kamala Harris als Frau sowieso. Aber es geht nicht nur um Stärke und Schwäche. Die Iraker schätzen auch Trumps Entschlossenheit, gegen den Iran vorzugehen. Der Ajatollah-Staat nimmt immer mehr Einfluss auf das tägliche Leben im Irak, was viele kritisieren. Dass Trump den mächtigen iranischen General Quasem Soleimani im Januar 2020 am Flughafen in Bagdad töten ließ, kam bei vielen im Irak gut an.
Südafrika: Spannungen könnten sich zuspitzen
Südafrikanerïnnen haben nicht vergessen, dass Donald Trump afrikanische Staaten als 'shithole countries’ bezeichnet hat. Das war 2018, doch an seiner Haltung dürfte sich nichts geändert haben. So die gängige Meinung, die Korrespondentin Leonie March in Südafrika ausmacht. Bei einem zweiten Wahlsieg Trumps hieße es wieder: „America First“, und Nationalismus und Protektionismus könnten zurückkehren. Im Kontrast dazu setzt die südafrikanische Außenpolitik auf Unabhängigkeit, Blockfreiheit und eine multipolare Zukunft. Die engen Beziehungen Südafrikas zu Russland, China und Iran sowie die Genozid-Klage gegen Israel vor dem Internationalen Gerichtshof haben auch für Spannungen mit der demokratischen US-Regierung gesorgt. Ob sich dieser Konflikt weiter zuspitzt und ob er Konsequenzen für die Handelsbeziehungen haben wird, hängt davon ab, wer künftig im Weißen Haus sitzt.