Wie Ecuador die Botschaft von Mexiko stürmte und warum das ein Tabubruch ist

Quito wollte verhindern, dass der in die Botschaft geflohene und wegen Korruption verurteilte Ex-Vizepräsident Jorge Glas flieht. Und bricht dafür ein ehernes Gesetz der Diplomatie. Doch auch Mexiko ist nicht unschuldig an der Botschaftskrise.

vom Recherche-Kollektiv Südamerika+Reporterinnen:
6 Minuten
Ecuadors Präsident Daniel Noboa mit kugelsicherer Weste und Helm an einem Rednerpult, umgeben von Militärs.

Die Amateurvideos, die in der Nacht zum Samstag aus Ecuadors Hauptstadt Quito kamen, waren verstörend: Sie zeigen, wie der Geschäftsträger der mexikanischen Botschaft hinter zwei schwarzen Geländewagen mit verdunkelten Scheiben herstolpert. Roberto Canseco klopft an die Rückscheibe des letzten Wagens und ruft empört: „Nein, das ist ein Skandal!“

Zwei Polizisten drängen ihn ab, er stürzt zu Boden. Noch außer Atem und unter Adrenalin gibt er umstehenden Journalisten ein Interview, in dem er eine gravierende Völkerrechtsverletzung anprangert. In einem der beiden Geländewagen sitzt Ecuadors ehemaliger Vizepräsident Jorge Glas, eskortiert von einem großen, schwer bewaffneten Aufgebot vermummter Polizisten. Kurze Zeit später wird er von Quito nach Guayaquil geflogen und dort ins Hochsicherheitsgefängnis La Roca gebracht.

Er ist wegen Korruption verurteilt worden, hat seine Strafe aber noch nicht komplett verbüßt. Mexiko hatte Glas, einem ideologischen Verbündeten von Mexikos Präsident Andres Manuel López Obrador, Asyl gewährt. López Obrador brach nach der Botschaftsattacke seine diplomatischen Beziehungen mit Ecuador ab. Wer von beiden hat nun recht – Ecuador oder Mexiko?

Ecuadors ehemaliger Vizepräsident Jorge Glas im Jahr 2017 mit Nestor Mendez von der OAS.
Um ihn geht es: Jorge Glas (links), den ehemaligen Vizepräsidenten von Ecuador. Er wurde in zwei Prozessen wegen Korruption verurteilt und flüchtete in die mexikanische Botschaft in Quito.
Mexikos Präsident am Stehpult mit erhobenem Zeigefinger.
Mexikos Präsident Andres Manuel López Obrador bei einer Pressekonferenz. Er hält gerne moralische Standpauken.
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