„Der Planet bricht zusammen“: Der Schamane Davi Kopenawa sucht nach Verbündeten

Bei seinem Besuch in Barcelona malt der Yanomami-Schamane Davi Kopenawa ein düsteres Bild vom Zustand der Welt und der Zerstörung des Regenwaldes

vom Recherche-Kollektiv Südamerika+Reporterinnen:
7 Minuten
Ein indigener mit einer blauen Federkrone und einer einfachen Gesichtszeichnung vor schwarzem Hintergrund

Davi Kopenawa (Toototobi, Brasilein, 1956) ist ein Mann, der ohne seine Federkrone nicht groß auffallen würde: von gedrungener Statur, die Augen zu Schlitzen verengt. So betritt er am 10. März im Scheinwerferlicht die Bühne des Centro de Cultura Contemporánea de Barcelona (CCCB).

Begleitet wird er von der brasilianischen Ethnologin Ana Maria Machado, die seine Rede aus dem Yanomami übersetzt, und Gemma Orobitg, die an der Universität Barcelona Ethnologie unterrichtet und drei Fragen für den Schamanen mitgebracht hat.

Neben seinem Federschmuck trägt Kopenawa eine einfache Gesichtsbemalung in Form von zwei roten Strichen, die sich vom Ohr zum Auge hin öffnen. Hals und Handgelenk schmücken gewobene Perlenbänder mit geometrischen Mustern.

Doch als er zu sprechen beginnt, entfaltet sich eine besondere Kraft. Es sind seine Worte auf Yanomami, die wie kleine Pfeile in den dunklen Zuhörerraum fliegen und treffen. Meine Sitznachbarinnen, die es „süß“ fanden, dass sich Davi Kopenawa erhebt, um zu uns zu sprechen, lauschen jetzt ehrfürchtig.

Davi Kopenawa weiß, sich Gehör zu verschaffen. Nach einer zeremoniellen Begrüßung kommt er schnell zum Punkt. „Ihr, Napë (Weiße) wollt Freundschaft mit uns schließen. Wir wollen euch umarmen. Denn wir leben gemeinsam auf demselben Planeten Erde, den wir Hutukara nennen.“

Dann schildert er, wie wichtig die Xapiri für den Erhalt des Regenwaldes seien. „Wir Yanomami-Schamanen nehmen yakoana (eine Schnupfdroge), um uns mit den Xapiri auszutauschen – das sind kleine Lichtwesen, die nur die Yanomami-Schamanen sehen können. Sie tragen die Kraft des Waldes in sich“, erklärt der Schamane. „Die Xapiri wissen, wie wir es verhindern können, dass die Geister des Chaos Xoaribó den gesamten Regenwald zerstören“.

Die Indigenen wissen, wie sie den Regenwald schützen müssen, aber sie brauchen die Unterstützung der Napë, der Weißen, um die ignoranten Weißen ebenfalls davon zu überzeugen.

Ein Mann mit Kopfschmuck, lächelnd.
Der Yanomoami-Schamane sucht Verbündete im Kampf gegen die Zerstörung des Regenwaldes mit einer deutlichen Botschaft.
Umringt von Lehramtskandidat:innen steht ein indigener Mann mit einem Kopfschmuck
Der Yanomami-Schamane hier mit jungen Lehramtskandidat:innen. Er setzt darauf, die die junge Generation für den Schutz des Regenwaldes zu gewinnen.
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