Rückschlag für klimaneutrales Fliegen: Airbus gibt Zieljahr 2035 für erstes Wasserstoffflugzeug auf

Größter Flugzeughersteller der Welt macht fehlende Kapazitäten zur Wasserstoffproduktion und technische Probleme verantwortlich, will aber weiter klimaneutral werden

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Modell eines künftigen Flughafens mit einem Wasserstoffflugzeug im Vordergrund, erkennbar am kugeligen Treibstofftank im Heck.

Es sollte die größte technische Neuerung in der Luftfahrt seit der Einführung des Turbinenantriebs werden und das Zeitalter klimaneutralen Fliegens einläuten. Im Jahr 2035 wollte Airbus, der größte Flugzeughersteller der Welt, bisherigen Plänen zufolge das erste Passagierflugzeug in Betrieb nehmen, das statt mit fossilem Kerosin mit Wasserstoff fliegt. Der Wasserstoff sollte mithilfe erneuerbarer Energien erzeugt werden und dadurch CO₂-Emissionen in die Atmosphäre vermeiden.

Doch nun hat der europäische Airbus-Konzern zwar nicht das Ziel, aber den Zeitplan dafür aufgegeben: „Wir gehen heute davon aus, dass die Inbetriebnahme eines wasserstoffbetriebenen Flugzeugs später als 2035 erfolgen wird“, bestätigte ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage. Bisher war geplant, dass 2035 ein Regionalflugzeug mit etwa 100 Sitzen serienreif in Einsatz geht, das mit flüssigem Wasserstoff und Brennstoffzellen angetrieben wird. Langstreckenflugzeuge sollten folgen.

Mangelnde „Reife bestimmter Flugzeugtechnologien“

Bereits am Wochenende hatte es Pressemeldungen über eine Verschiebung des Zieljahrs gegeben, die auf Informationen einer französischen Luftfahrtgewerkschaft beruhten. Darin war von einer Verschiebung um mindestens fünf bis zehn Jahre die Rede. Das Unternehmen selbst will aber kein neues Jahr nennen. „Wir bleiben bei dem Ziel, ein kommerziell nutzbares, wasserstoffgetriebenes Flugzeug auf den Markt zu bringen“, bekräftigte der Sprecher. Als Grund für die Verschiebung auf unbestimmte Zeit nannte er, „dass die Fortschritte bei den wichtigsten Voraussetzungen, insbesondere bei der Verfügbarkeit von Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen in großem Maßstab und der Reife bestimmter Flugzeugtechnologien, langsamer sind als bisher angenommen“.

Bisher hatte sich Airbus im Kontrast zu seinem US-Konkurrenten Boeing damit profiliert, auf die baldige Einführung von Wasserstoffflugzeugen im Lauf der 2030er Jahre zu setzen. Für die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich sollte der Großraum Hamburg eine wichtige Rolle spielen. Dem von zahlreichen Problemen gebeutelten Boeing-Konzern fehlten nicht nur die Mittel für die aufwändige Entwicklung eines neuen Flugzeugantriebs. Die Firmenleitung äußerte auch grundsätzliche Zweifel an der baldigen Eignung von Wasserstoff in der Luftfahrt und setzte ganz auf sogenannte „Sustainable Aviation Fuels“, abgekürzt SAF, bei denen fossiles Kerosin mit Treibstoff aus Biomasse ersetzt wird.

Zahl der Flüge nimmt weltweit zu

Nun schwenkt Airbus auf diesen Kurs ein: „Während Wasserstoff in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts eine wachsende Rolle spielen dürfte, wird er bei den Dekarbonisierungszielen für 2050 eher eine Ergänzung zu anderen Lösungen sein, insbesondere SAF, das für Mittel- und Langstreckenflüge weiterhin entscheidend ist“, erklärte der Unternehmenssprecher.

Ein Propeller vor schwarzem Hintergrund.
Airbus-Modell eines Propellers mit wasserstoffgetriebener Brennstoffzelle.
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