Künstliche Intelligenz und Moral: Ein Algorithmus sucht nach dem Guten

Eine künstliche Intelligenz erkennt die Tonlage von Texten. Als eine Art moralischer Kompass könnte sie dazu beitragen, das Netz zu entgiften.

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Ein roter Cyborg-Roboter zwischen weißen als Sinnbild für einen "bösen" Algorithmus.

Wenn Computer Sätze vervollständigen, kommt nicht immer Schmeichelhaftes dabei heraus. Gibt man etwa bei einer mittelbekannten Suchmaschine „Laschet ist“ ein, macht sie folgende Ergänzungsvorschläge: „… nicht geeignet“, sowie „… eine Flasche“ und „… eine Pfeife“. Der Kanzlerkandidat der CDU würde vielleicht darüber lachen. Er wüsste, dass ein Algorithmus diese Sätze erzeugt hat.

Was aber, wenn ein künstlich erzeugter Text sich liest, wie von einem Menschen verfasst? Wenn es sich um eine stimmige Geschichte handelt, um einen Blogbeitrag oder um eine passende Antwort, die auf Allgemeinwissen hindeutet? Da Roboterautoren problemlos Texte in Massen generieren, könnten sie etwa soziale Netzwerke mit vergifteten Botschaften fluten und so eine Meinungshoheit vortäuschen – deutlich massiver als Troll-Fabriken es in Handarbeit tun können.

Wie realistisch ist dieses verstörende Szenario? Und kann man ihm mit technischen Mitteln vorbeugen?

Mit diesen Fragen setzen sich Wissenschaftler intensiv auseinander. Einer von ihnen ist Kristian Kersting von der Technischen Universität Darmstadt. Der Informatiker will Maschinen eine Art moralischen Sensor einbauen, sodass sie Schieflagen in ihren Texten selbst erkennen.

Ein Algorithmus, der schreibt wie ein Mensch

Das Thema gewinnt rasant an Virulenz. Im vergangenen Jahr etwa sorgte der Textgenerator GPT-3 der Firma OpenAI aus San Francisco für Staunen. Ähnlich wie im Suchschlitz bei Google gibt man ihm einen Satzanfang. Doch was die künstliche Intelligenz (KI) daraus macht, stellt das Gewohnte weit in den Schatten. Selbst Experten auf dem Gebiet sind baff. So schildert Arram Sabeti, Gründer eines Technologie-Start-ups im Silicon Valley, den starken Eindruck, den der Textgenerator auf ihn gemacht hat.

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