Sonnenstrom vom Balkon: Solarmodule für die heimische Steckdose

Mit Balkonsolar-Anlagen können Mieter und Wohnungseigentümer Sonnenstrom für den Eigenbedarf erzeugen. Wie das funktioniert, was es zu beachten gilt – und wie die Bundesregierung jetzt bessere Bedingungen für die Mini-Solarsysteme schafft.

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Zwei Solarmodule, die über einer Balkonbrüstung hängen.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde am 16. April 2024 grundlegend aktualisiert

Die Photovoltaik-Pioniere der Achtziger und Neunziger Jahre hatten eine Vision: die Demokratisierung der Energieversorgung. Bürger sollten ihren eigenen Strom erzeugen, um sich aus der Abhängigkeit von den Energiekonzernen zu lösen, so ihre Überzeugung. Doch ganz so einfach ist das nicht – man braucht dafür schließlich ein eigenes Dach. Deshalb blieb die solare Selbstversorgung lange Zeit denen vorbehalten, die sich ein Eigenheim leisten können.

Das hat sich nun aber geändert: In den letzten Jahren sind zahlreiche Solarsysteme auf den Markt gekommen, mit denen auch Mieter sowie Wohnungseigentümer Sonnenstrom für den Eigenbedarf erzeugen können. Die Nachfrage nach diesen Kleinanlagen hat zuletzt enorm zugenommen – auch, weil die Bundesregierung bereits einige Hindernisse abgebaut hat, die dem Konzept früher entgegen standen. Mit dem „Solarpaket 1“ hat die Ampel-Koalition schließlich Mitte April weitere Hürden beseitigt. Das Gesetzespaket muss noch vom Bundestag verabschiedet werden, was aber zeitnah geschehen soll.

Die Erträge der Kleinanlagen sind zwar nicht hoch, aber doch oft ausreichend, um zumindest in sonnigen Stunden den Strombedarf eines Haushalts vollständig decken zu können. Das drückt die Stromrechnung. „Balkonsolar“ wird dieses Konzept genannt, manche sprechen auch von „Steckersolar“ oder „Plug-In-PV“. Was man darüber wissen sollte.

Was ist Balkonsolar?

Ein oder zwei handelsübliche Photovoltaik-Module, ein integrierter Mikro-Wechselrichter für die Umwandlung des erzeugten Gleichstroms in Wechselstrom, dazu ein Kabel mit Stecker – mehr braucht es nicht, um sich selbst mit hausgemachtem Sonnenstrom zu versorgen. Die Energie wird einfach über eine herkömmliche Steckdose in den Stromkreis des Haushalts gespeist, so dass sie vor Ort verbraucht werden kann. Damit müssen die Bewohner nicht mehr so viel Strom von ihrem Versorger beziehen. Gut 400.000 Mini-Solarsysteme sind bei der Bundesnetzagentur derzeit (Stand April 2024) registriert. Davon wurden 50.000 allein im ersten Quartal 2024 installiert.

Die Module, so werben die Anbieter dieser Solarpakete, lassen sich überall dort anbringen, wo gerade Platz ist: etwa auf der Terrasse, im Garten oder eben am Balkongeländer. Und wenn ein Umzug ansteht, können sie mit wenigen Handgriffen abgebaut und in der neuen Wohnung wieder aufgebaut werden. Die für diese Anlagen geltende elektrotechnische Norm erlaubt heute eine Einspeiseleistung von bis zu 600 Watt. Mit dem Solarpaket 1 erhöht die Bundesregierung diese Grenze auf 800 Watt. Sie gilt jedoch erst dann, wenn die entsprechende VDE-Norm angepasst wurde. Das könnte noch bis Herbst 2024 dauern.

Dabei darf die Modulleistung ohnehin höher liegen – entscheidend ist, mit welcher Maximalleistung die Wechselrichter Strom abgeben können. Es kann gerade bei hohem Strombedarf durchaus sinnvoll sein, Module mit einer Leistung von mehr als 800 Watt zu installieren. Denn ein Solarsystem mit 1.000 Watt Spitzenleistung zum Beispiel liefert an bewölkten Tagen mehr Strom als eines mit 800 Watt. Die maximal zulässige Einspeiseleistung des Wechselrichters erreicht auch eine 1.000-Watt-Anlage ohnehin nur gelegentlich. Bis 2.000 Watt sind künftig zulässig.

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