Kritische Rohstoffe: Beginnt in Deutschland eine neue Bergbau-Ära?

Deutschland verfügt durchaus über Vorkommen wichtiger Rohstoffe für die Industrie, aber der Bergbau wurde nahezu komplett eingestellt. Doch nun treten zahlreiche Start-ups an, das zu ändern und die EU macht mit dem „Critical Raw Materials Act“ strenge Vorgaben

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Ein silber scheinendes Metallgebilde vor schwarzem Hintergrund.

Mit heißem Salzwasser, das aus den Tiefen des Oberrheingrabens sprudelt, erzeugt die Firma Vulcan Energy schon seit mehreren Jahren in der Nähe von Karlsruhe Strom für 6500 Haushalte. Künftig soll das Salzwasser aus dem Untergrund vor allem dabei helfen, deutsche und europäische Hightech- und Autohersteller mit einem wichtigen Rohstoff zu versorgen: Lithium.

Das leichte Metall wird benötigt, um Akkus und Batterien herzustellen, etwa für Elektroautos. Derzeit stammt gemäß einer Analyse von Deloitte knapp die Hälfte des in Deutschland benötigten Lithiums aus Chile, ein Viertel aus China. Mit dem Plan, Salzwasser als heimische Rohstoffquelle anzuzapfen, gehört Vulcan Energy zu einer noch kleinen, aber wachsenden Branche neuer Bergbauunternehmen, die sich auf strategisch relevante Rohstoffe spezialisieren.

Die Pilotanlage dafür hat nur eine Kapazität von bescheidenen 45 Tonnen pro Jahr. Das Unternehmen verspricht seinen Investoren und den Industriekunden, ab Ende 2026 rund 24.000 Tonnen pro Jahr verarbeiten zu können: „Dies würde für die Herstellung von Batterien für rund 500.000 Elektrofahrzeuge pro Jahr ausreichen.“

Ende April unterzeichnete Vulcan Energy ein Kooperationsabkommen mit dem Schweizer Technologiekonzern ABB. Anfang Juni gab das Unternehmen bekannt, es habe aus Australien und Deutschland weitere 40 Millionen Euro Investitionsmittel erhalten. Bis vor kurzem war Ende 2025 als Ziel für den Einstieg in die industrielle Produktion genannt worden. Die Verzögerung zeigt: Ein Selbstläufer ist das Vorhaben nicht. Mitten im dicht besiedelten Rhein-Main-Gebiet in die Rohstoffförderung einzusteigen, ist nicht nur technisch anspruchsvoll, sondern auch mit aufwendigen Genehmigungsverfahren verbunden.

Brüssel unterstützt die Förderung von Rohstoffen

Um ihre Ziele zu erreichen, setzen Unternehmen wie Vulcan Energy nun auf Rückenwind aus Brüssel. Der neue Critical Raw Material Act (CRMA) ist in Kraft getreten und soll grundsätzliche Veränderungen bringen. Das Gesetz, dessen Vorgeschichte ins Jahr 2008 zurückgeht, soll sicherstellen, dass Rohstoffe, die für die „grüne Transformation“ gebraucht werden, also zum Beispiel für Elektroautos, Windkraftanlagen und Elektrolyseure zur Wasserstoffproduktion, dauerhaft verfügbar sind. Mehr als 80 Rohstoffe sind als „strategisch wichtig“ eingestuft, neben Lithium zum Beispiel Vanadium, Indium, Phosphatgestein, Kupfer und Kobalt.

Landkarte mit Projekten und Vorkommen.
Übersicht kritischer Rohstoffe in Deutschland von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe.
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