Monster-SUV oder Luxus-Elektroauto? So urteilt eine Familie über den Kia EV9

Mehr als fünf Meter ist der koreanische Stromer lang – viel Platz für Gepäck, Kind und Hund. Aber passen solche Dimensionen überhaupt zu Deutschland? Ein Praxistest.

vom Recherche-Kollektiv Busy Streets:
7 Minuten
Familie mit zwei Kinder und zwei Hunden steht vorm Kia EV9

Kennen Sie das Wort „Flugscham“? Es beschreibt das schlechte Umweltgewissen, das manche Passagiere wegen der CO2-Emissionen ihres Flugzeugs überkommt. Seit 2020 steht der Begriff im Duden.

Wäre es da nicht an der Zeit, auch ein Wort für den Straßenverkehr zu ergänzen? „SUV-Scham“, zum Beispiel. Schließlich sind die tonnenschweren Riesen zuletzt mächtig in Verruf geraten.

Wegen ihres hohen Gewichts verbrauchen sie viel, produzieren einen höheren Reifenabrieb und nehmen viel Platz im öffentlichen Raum ein. Paris hat deshalb die Parkgebühren für diese Fahrzeugkategorie drastisch erhöht.

385 PS, aber kein Auspuff

Genau in dieser Zeit bringt Kia nun ein neues Modell auf den Markt, den EV9: fünf Meter lang, 2,6 Tonnen schwer, 385 PS stark. Im Innenraum gibt es drei Sitzreihen, wahlweise mit sechs oder sieben Sitzen. Was fehlt, ist ein Auspuff, denn der EV9 ist rein elektrisch unterwegs.

Auch sonst wird der Hersteller nicht müde, die (vermeintliche?) Nachhaltigkeit des Elektro-SUVs zu betonen. So komme unter anderem recycelter Kunststoff bei den Sitzen, Sonnenblenden, Zierelementen, Kopfstützen und im Dachhimmel zum Einsatz.

Familie lädt Kinder in den EV9 ein
Unsere Testfamilie besitzt im Alltag kein eigenes Auto. Wird der EV9 sie auf den Geschmack bringen?
Frontansicht des Kia EV9
Großer Umstieg: Normalerweise nimmt die Familie das Lastenrad, um einkaufen zu fahren. Jetzt probiert sie einen Elektro-SUV aus.
Eine Frauenhand zieht ein Rollo am Fenster des Kia EV9 nach oben.
Die Sonnenrollos in der zweiten Reihe lassen sich leicht bedienen.
Zur Seite gedrehter Sitz im Kia EV9
Auf Wunsch lassen sich die Sitze der zweiten Reihe 90 Grad zur Tür drehen - gegen einen Aufpreis von 990 Euro, versteht sich.
Kia EV9 steht neben einer Landstraße auf einem Parkplatz
Mit seinen Abmessungen passt der EV9 eigentlich eher auf amerikanische Straßen.
Zwei Kinder und ein Hund sitzen im Kia EV9
„Sind wir bald daaaaaa?“ Besonders begeistert sind die jüngeren Passagiere nicht von der E-Auto-Fahrt.
Rückfahrkamera im Kia EV9
Die serienmäßige Rückfahrkamera hilft beim Einparken des Koloss’
Cockpit des Kia EV9
Cockpit des Kia EV9
Familie steht mit Einkaufswägen vorm Kia EV9
Strom tanken vorm Supermarkt: Praktisch, wenn es funktioniert. Leider waren mehrere Versuche nötig, bis es klappte.
Autor Steve Przybilla schaut in den Motorraum des Kia EV9
Riesen-Auto, Mini-Frunk - der Stauraum unter der Motorhaube fasst gerade mal ein Ladekabel.
Kia EV9 lädt Strom an einer Ladestation
Am Schnelllader ist der EV9 nach etwas mehr als 20 Minuten wieder zu 80 Prozent gefüllt. An langsamen AC-Stationen dauert es schon mal den ganzen Tag.
Ein Mann hebt eine Getränkekiste aus dem Kofferraum
Mit dem EV9 kann man ordentlich was transportieren, findet Ben. Mit seinem Lastenrad allerdings auch.
Zwei professionelle Lautsprecher liegen im Kofferraum des Kia EV9
Auch mit drei Sitzreihen ist immer noch genug Platz für zwei Lautsprecher im Kofferraum.
Kia EV9 steht im Stadtpark vor einem Theater-Auditorium
Passt nur auf, dass im Stadtpark niemand einen Molotowcocktail auf den SUV wirft, warnt ein Bekannter.
Innenraum des Kia EV9 mit Insassen-
„Komfortabel und gut ausgestattet“, lautet das Urteil. Aus ökologischen Gründen schwingt sich die Familie trotzdem lieber auf den Sattel.
Kia EV9 steht vor einem kleineren Elektroauto am Straßenrand
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Für die Stadt ist der EV9 in den meisten Fällen schlicht zu groß.