Zurück in die Zukunft: Schon einmal stand das Elektroauto kurz vor dem Durchbruch

Vor mehr als einem Jahrhundert fuhren Elektroautos durch Berlin und New York. Dann verschwanden sie für lange Zeit aus dem Straßenbild. Ähnlich erging es anderen Innovationen wie dem elektrischen Stift und dem Picturephone. Warum setzt sich die eine gute Erfindung durch, die andere aber nicht?

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Ein schwarz-weiß Bild eines E-Autos von 1904, mit luxuriöser Ledergarnitur, Chaffeur auf dem Dach und opulenten Lampen

Am 29. April 1899 stellte der belgische Rennfahrer Ca­mille Jenatzy einen für da­malige Verhältnisse unge­heuerlich wirkenden Rekord auf. Als erster Mensch fuhr er mit einem Auto schneller als Tempo 100. Das Fahrzeug Marke Eigenbau sah aus wie eine Rakete auf Rädern. Angetrieben wurde „La Jamais Contente“ („Die nie Zufriedene“), wie Jenatzy sein Gefährt taufte, mit Strom aus einer Batterie.

„Viele Menschen glaubten damals, dass dem Elektroauto die Zukunft gehört“, sagt Frank Stein­beck, Kurator für Verkehr am Deutschen Technik­museum in Berlin. Schon 1881 war der Elektroinge­nieur Gustave Trouvé erstmals mit einem elektrisch betriebenen Dreirad durch Paris gefahren. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in den USA etwa ein Drittel der Fahrzeuge mit Benzin, ein Drittel mit Dampf und ein Drittel mit Strom betrieben. Wäh­rend das äußerst pannenanfällige Dampfauto bald wieder verschwand, ging es mit dem Elektroauto steil bergauf.

Verbrennerautos galten anfangs als unzuverlässig und gefährlich

Innerhalb weniger Jahre gab es allein in Deutschland rund 40 Hersteller von Elektrofahr­zeugen. Auf den Straßen der aufsteigenden „Elek­tropolis“ Berlin, von der aus Unternehmen wie Siemens und AEG die Elektrifizierung Europas vorantrieben, waren viele E-­Autos unterwegs, vor allem als Lieferfahrzeuge und Taxis. In den USA schien der Siegeszug des „Baker Electric“ nicht zu stoppen. Einer der ersten Käufer war kein Geringe­rer als Thomas Edison, der Erfinder der Glühlampe.

Lange galten Elektroautos gegenüber Benzinern als überlegen. Sie machten keinen Lärm, waren viel einfacher zu bedienen und zu reparieren. Zudem war es sehr anstrengend, sogar gefährlich, Benziner mittels einer Kurbel anzuwerfen. Verbrennerautos blieben wegen der vielen Kleinteile des Motors häu­fig liegen, daher mussten Chauffeure zugleich Me­chaniker sein. Während der Strom für die üblichen kurzen Wegstrecken aus der Steckdose kam, gab es flüssigen Treibstoff zunächst nur in Apotheken.

Dem E-Auto wurde eine große Zukunft vorausgesagt

Auch der technische Fortschritt sprach zunächst für die Batterien: 1904 gelang es Thomas Edison, als Alternative zu den klobigen und in der Handhabung nicht ganz ungefährlichen Bleiakkumulatoren leis­tungsfähigere Nickel-­Eisen-­Stromspeicher auf den Markt zu bringen. „Nur noch eine kurze Spanne Zeit wird es bedürfen, bis der intelligente Mechaniker wieder vom Bock seiner Benzinkutsche heruntersteigt und dem einfachen Kutscher Platz macht, der ganz unbekümmert um den Wagenmechanismus sein Elektromobil durch das Straßengedränge steuert“, sagte der Wissenschaftsjournalist und Schriftsteller Hans Dominik Anfang des 20. Jahrhunderts voraus.

Doch wenig später schien es, als hätte es Elektroautos nie gegeben.

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