Frauen stärker betroffen: Wie ChatGPT und Co. den Arbeitsmarkt umwälzen

Neue Studien zeigen, dass generative KI selbst anspruchsvolle Berufe ganz oder teilweise ersetzen kann. Wie schnell das passiert und was es für die Zukunft von Arbeit und Löhnen bedeutet.

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Eine künstliche Intelligenz erzeugt kontinuierlich Porträts von Menschen auf zwei Bildschirmen. Installation des deutschen Digitalkünstlers Mario Klingemann mit dem Titel „Memories of Passersby I“.

So mancher Softwareentwickler hat einen neuen Kollegen auf dem Schreibtisch: Einen zweiten Bildschirm, auf dem ChatGPT, Bard oder ein anderes Sprachmodell für ihn Programmcode formuliert. Und sie sind nicht die einzigen Kopfarbeiter, für die KI plötzlich zum alltäglichen Werkzeug gehört. Mit der generativen KI – die eigenständig etwa Texte, Bilder, Video- oder Audioinhalte erzeugen kann – hat sich etwas Grundlegendes verschoben, wenn es um die Frage geht, wie Automatisierung die Arbeitswelt umwälzt.

Nun haben Wissenschaftler der International Labour Organisation (ILO) in Genf berechnet, wie viele Berufe weltweit durch generative KI ersetzt werden könnten. Die Ergebnisse des Teams um Paweł Gmyrek sind mit bisherigen Studien zu dieser Frage vergleichbar und fügen interessante Aspekte hinzu. Erstens: Sind Frauen und Männer unterschiedlich stark betroffen? Und zweitens: Wie unterschiedlich wirkt sich generative KI auf die Arbeitsmärkte reicher und ärmerer Länder aus?

Generative KI hat sehr breites Einsatzspektrum

Vor zehn Jahren erregte eine Studie der University of Oxford Aufsehen, wonach 47 Prozent der Jobs in den USA von der „Computerisierung“ bedroht seien, die neben KI auch Roboter beinhaltet. Dies betreffe vor allem einfache und niedrig entlohnte Berufe, schrieben damals der Ökonom Carl Frey und der Experte für maschinelles Lernen Michael Osborne. Besonders gefährdet seien etwa Kassierer oder Arbeiter in der Lebensmittelzubereitung, beispielsweise durch Roboter, die Kopfsalat von einem Förderband sortieren.

Generative KI erweitert die Einsatzmöglichkeiten lernfähiger Algorithmen, da sie nicht nur vorhandene Daten analysiert, sondern selbst Inhalte erzeugt. Neue Sprachmodelle und Bildgeneratoren erledigen geistige Arbeit oft genauso gut und schneller als Menschen. Das betrifft längst nicht nur Berufe, die mit Schreiben oder Grafik zu tun haben, sondern viele Industriezweige, zum Beispiel die Pharmabranche.

„Funken von allgemeiner Intelligenz“

Sprachmodelle sagen voraus, welche Wörter am besten zusammenpassen. Trainiert man sie statt mit Sprache mit Proteindaten, können sie vorhersagen, welche potenziellen Wirkstoffmoleküle am besten zu einem Protein passen, eine Fähigkeit, mit der sich die Suche nach neuen Arzneien aus einer riesigen Menge von Kandidaten beschleunigen lässt. KI kann somit einen Teil der Arbeit von Forschern ausführen.

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