Künstliche Intelligenz zeigt, dass sich Argumentieren mit Verschwörungstheoretikern lohnt

Leistungsstarke KI-Modelle werden oft als Gefahr angesehen, da sie Desinformation effektiv verbreiten können. Nun zeigen US-Psychologen, dass die Technik auch geeignet ist, um faktenbasierte Debatten zu führen, die auf Menschen eine nachhaltige Wirkung haben.

5 Minuten
Eine wütend aussehende Trump-Anhängerin debattiert in Washington mit dem Comedian Walter Masterson.

Eine Stunde brauchte Donald Trump bei einer Pressekonferenz im August 2024, um 162 Lügen oder Halbwahrheiten zu erzählen. Das ergab ein nachträglicher Faktencheck des US-Senders NPR. Trump behauptete etwa, die Lebensmittelpreise seien in den letzten Jahren um 50 bis 70 Prozent gestiegen, während der „Consumer Price Index“ nur 25 Prozent seit Pandemiebeginn ausweist. NPR benötigte zwei Tage für die Überprüfung. Trump nutzte die „Gish-Gallop“-Taktik, benannt nach dem Kreationisten Duane Gish: Flute deinen Gegner mit Lügen, die er nicht schnell genug widerlegen kann. So wirkt der er inkompetent und hinkt ständig hinterher; Lügen und Verschwörungstheorien triumphieren.

Vielleicht sollte Trump gegen eine KI antreten. Denn heutige KI-Sprachmodelle wurden mit Milliarden von Webseiten trainiert, sie haben sozusagen ein immenses Gedächtnis und können in Sekundenbruchteilen auf korrigierende Fakten zugreifen. Außerdem sind sie darauf trainiert, überzeugend zu argumentieren.

KI ist darin sogar so gut, dass sie selbst eingefleischten Verschwörungstheoretikern einen Teil ihres Irrglaubens ausreden kann. Das ergab eine Studie von Psychologen um Thomas H. Costello von Massachusetts Institute of Technology in Boston, die gestern im Fachmagazin Science erschien.

Wie fest sitzt der Verschwörungsglaube?

Verschwörungstheorien haben vor allem seit der Corona-Pandemie Konjunktur. Oft folgen sie dem Muster, eine geheime Elite lenke die Welt zum Nachteil des normalen Bürgers. Und sie sind verbreitet: Etwa ein Viertel der Deutschen glaubt zum Beispiel, „herrschende Eliten“ planten den Austausch der deutschen Bevölkerung durch Einwanderer, wie eine repräsentative Umfrage der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung ergab.